MillernTon
·18. Oktober 2025
Vorbericht: FC St. Pauli – TSG Hoffenheim (7. Spieltag, 25/26)

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·18. Oktober 2025
Nach drei Niederlagen möchte der FC St. Pauli gegen die TSG Hoffenheim wieder punkten. Doch Sorgen in der Defensive und ein umschaltstarker Gegner bedeuten eine große Herausforderung.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Zur Vorbereitung hört gerne in das „Vor dem Spiel“-Gespräch von Casche mit Louis rein, in dem es neben einem großen Umbruch und dem aktuellen Geschehen auf auch um die momentan sehr spannenden Entwicklungen neben dem Platz geht.
Die TSG Hoffenheim war letzte Saison der Lieblingsgegner des FC St. Pauli. Beide Ligaspiele wurden gewonnen. Zwar gelang das auch gegen Holstein Kiel, gegen Hoffenheim fing sich das Team aber jeweils keinen Gegentreffer. Und wenn man überlegt, zu welchen Zeitpunkten der Saison, in welchen Phasen es diese Siege gab, dann wird bewusst, wie extrem wichtig diese beiden Spiele für den Klassenerhalt gewesen sind. Als Erinnerung habe ich hier einfach nochmal ein Foto vom Busempfang vor dem letzten Aufeinandertreffen in den Artikel gepackt.
Der Bus des FC St. Pauli wurde vor dem letzten Spiel gegen die TSG Hoffenheim von vielen Fans und mit Pyrotechnik empfangen.
// (c) FC St. Pauli
Mit David Nemeth und Ricky-Jade Jones fallen zwei Spieler ganz sicher für Sonntag aus. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, dass Hauke Wahl gegen Hoffenheim spielen kann, leider sehr gering. Dafür werden Jackson Irvine und Karol Mets immer mehr nicht nur eine Option für den Kader, sondern zumindest im Fall von Mets ist auch mit Einsatzzeit zu rechnen. Eine ausführliche Beschreibung der personellen Situation des FC St. Pauli könnt Ihr in diesem Artikel lesen.
Personalsituation vor FCSP vs. TSG
Die TSG Hoffenheim plagen mehrere langzeitverletzte Spieler, vor allem in der Defensive: Innenverteidiger Koki Machida (den Blessin noch aus Belgien kennt), die Nachwuchskräfte Kelven Frees und Hennes Behrens, sowie Rechtsverteidiger Valentin Gendrey fallen sicher aus. Der erfahrene Ozan Kabak hingegen könnte zurückkehren. TSG-Coach Christian Ilzer erklärte: „Er ist näher an den Kader herangerückt und nun ein Kandidat für den Kader.“ Kabak stand zuletzt im Frühsommer 2024 bei einem Pflichtspiel auf dem Rasen. Zudem fehlt der starke Offensivspieler Adam Hlozek aufgrund eines Kahnbeinbruchs.
Unglaublich, aber wahr und trotzdem völlig wild, dass ich das schreibe: Aber bei der TSG Hoffenheim geht es in Sachen Vereinsstrukturen und Mitbestimmungsrecht tatsächlich in die richtige Richtung. Wie das aussieht und warum das so ist, fasst Louis Loeser gut im „Vor dem Spiel“-Gespräch zusammen. Loeser war auch mehrfach im Rasenfunk zu Gast und hat unter anderem darüber berichtet, was neben dem Platz in Hoffenheim los ist. Das ist einiges. Reinhören lohnt sich.
Obwohl die TSG Hoffenheim sich in der Vorsaison bis zuletzt im Abstiegskampf befand und das auch noch, obwohl Christian Ilzer bereits seit November 2024 das Ruder bei der TSG übernahm, der damit einen nicht unerheblichen Anteil an dieser, für TSG-Verhältnisse, bemerkenswert schwachen Saison hatte, ist Ilzer noch im Amt. Warum das so ist? Weil Ilzer unter schwierigen Umständen agieren musste. Alexander Blessin, der sich eher selten in die Analyse „Passt/Passt nicht“ bei anderen Clubs einmischt, sagte ungewohnt deutlich über die Situation in Hoffenheim in der Vorsaison: „Wenn man sich den Trainer anschaut und wie er spielen willen, dann muss man ganz ehrlich sagen: Das hat überhaupt nicht gepasst.“
Nun hat man sich in Hoffenheim für folgenden Weg entschieden: Statt für den Kader der Vorsaison einen passenderen Trainer zu suchen, wurde stattdessen im Sommer ein Kader zusammengestellt, der Ilzers Vorstellungen von Fußball nahekommt. Beim FC St. Pauli reden viele (auch ich) von einem großen Umbruch im Sommer. In Hoffenheim hat dieser nochmal eine ganz andere Größenordnung. Über 20 Spieler haben die TSG im Sommer verlassen (teilweise per Leihe), ähnlich viele kamen neu hinzu. Beim letzten Spiel gegen Köln (ging verloren) standen acht Spieler in der Startelf, die in der Vorsaison noch nicht da waren. Mit Touré (kam Anfang dieses Jahres) und Hranac (kam im August 2024, spielte in der Vorsaison fast nicht) gab es nur zwei Feldspieler, die im Vorjahr schon in Hoffenheim waren. Einzige Konstante: Der „ewige“ Oliver Baumann im Tor, der in wenigen Wochen sein 500. Bundesligaspiel bestreiten wird.
Und diese vielen Neuzugänge zünden, zumindest in der Offensive. Das neue Sturm-Duo mit Lemperle und Asllani, dazu „Speedy Gonzales“ (Blessin) Touré auf der linken Seite macht ehrlich gesagt durchaus Spaß beim Zuschauen. Der Hoffenheimer Fußball wurde im Vergleich zur Vorsaison recht deutlich umgekrempelt, so berichtet es auch Louis im Podcast: Das Team agiert nun mit einem sehr viel stärkeren Fokus auf Umschaltmomente. Wie gut das funktioniert, lässt sich in gewisser Weise auch an den Ergebnissen erkennen: Hoffenheim punktete auswärts, wenn sie sich noch viel stärker auf Umschaltmomente konzentrieren konnten, in dieser Saison immer. Und verlor jedes Heimspiel. Für den FC St. Pauli stellt die TSG eine neue Herausforderung dar. Denn der FCSP hatte es in dieser Saison bisher noch nicht mit einem Team zu tun, welches einen derart deutlichen Fokus auf offensive Umschaltmomente legt.
Für den FCSP geht es daher darum, nicht nur in der Rückverteidigung gut zu stehen, sondern auch in Ballbesitzphasen gute Lösungen zu haben, um der TSG keine leichten Ballgewinne zu ermöglichen. Dabei müssen sie sich mit einer Hoffenheimer Mannorientierung auseinandersetzen und Blessin erklärte zwar, dass es „Möglichkeiten“ gebe, schränkte dann aber seine Ausführungen selbst ein: „Das würde jetzt zu weit führen, (…), weil wir zu viel preisgeben.“
Wie der FC St. Pauli aber ganz generell gegen Hoffenheim agieren muss, sollte spätestens dann klar sein, wenn man weiß, dass der Gegner mannorientiert verteidigt. Denn wenn der Gegner direkte Duelle forciert, dann sollte der FCSP tunlichst die direkten Duelle gewinnen. Blessin: „Es geht um viel Intensität, um Zweikämpfe, um kompaktes Verhalten, ums Nachrücken, ums Schließen der Räume – das haben sie (Hoffenheim) sehr gut gemacht, da haben sie einen klaren Plan. Da geht es vorwiegend darum, die Intensität aufzunehmen und die 50/50-Zweikämpfe zu gewinnen.“
Nach dem letzten Spiel des FC St. Pauli gegen Hoffenheim stand im Spielbericht „Hang it in the Louvre!“ – das würden wir auch nach diesem Sonntag wieder gerne schreiben. // (c) Stefan Groenveld
In Sachen Formation hat sich bei der TSG Hoffenheim auch einiges getan. Das Team agiert nun unter Ilzer in einem klaren und flachen 4-4-2, also einer Doppelsechs und zwei offensiven Außenbahnspielern. Wie sehr die aber wirklich auch auf der Außenbahn kleben, hängt auch von dem Personal auf dem Platz ab. Sollte die TSG Hoffenheim mit Andrej Kramaric spielen, dann ergibt sich eine Asymmetrie im TSG-Spiel. Kramaric tendiert eher ins Offensiv-Zentrum, nimmt eher die „Sinani-Rolle“ ein, während Toure auf der anderen Seite die Linie hält. Sollte Hoffenheim aber mit Damar (der in der Vorsaison zusammen mit Asllani in Elversberg begeisterte) auf der Außenbahn agieren, dann wird dort viel mehr die Seite gehalten werden. Die Frage „Kramaric oder Damar?“ dürfte in Sachen Aufstellung auch die einzige sein, die man sich in Hoffenheim vor dem Spiel am Sonntag stellt.
Bei der Aufstellung des FC St. Pauli ergeben sich eine ganze Reihe von Fragezeichen. Zum einen bei der Besetzung der Innenverteidigung, falls Hauke Wahl ausfällt. Auf meinen (zugegeben billigen) Versuch, auf der PK aus Alexander Blessin Infos zum Ersatz herauszufinden, fiel der FCSP-Cheftrainer nicht herein. Doch auch wenn er die Frage „Würdest Du einen Linksfuß als rechten Innenverteidiger aufstellen?“ nur kurz und knapp mit „Ja“ beantwortete, so ist doch nur schwer vorstellbar, dass am Sonntag jemand anderes als Adam Dźwigała die Position rechts hinten bekleidet, sollte Wahl nicht spielen können.
Etwas komplexer, weil mit mehr Auswahlmöglichkeiten, ist die Situation in der FCSP-Offensive: Denn mit Martijn Kaars und Andréas Hountondji gibt es zwei Spieler, die für die Position rechts vorne infragekommen. Beide konnten bei ihren letzten Startelfeinsätzen aber nicht so richtig überzeugen. Die Tendenz dürfte in Richtung Kaars gehen. Blessin erklärte auf der PK nämlich ausführlich, wie gut man mit Kaars am Thema „falsche Laufwege“ in Bremen gearbeitet habe und betonte zudem: „Er hat eine unglaubliche Qualität im Sechzehner – jetzt muss er nur noch da hinkommen.“ Genau daran habe man in den letzten Tagen gearbeitet. Klingt eher danach, als wenn der FCSP-Cheftrainer weiter auf Kaars rechts vorne setzen wird.
Das Spiel des FC St. Pauli gegen die TSG Hoffenheim ist nicht nur eines, bei dem zwei Teams mit sieben Punkten aufeinandertreffen und dabei die Richtung für die nächsten Wochen vorgeben (mit zehn Punkten im Gepäck wäre der Abstand nach unten erst einmal komfortabel), es ist für den FCSP auch ein Gradmesser. Denn nach drei Niederlagen in Folge müssen so langsam mal wieder ein paar Punkte auf das Konto eingehen, damit das Vertrauen in Team und Vorhaben nicht nachlässt. Denn Selbstvertrauen ist bekanntlich der wichtigste Kleber erfolgreicher Fußballteams. Dieses sollten wir dem FC St. Pauli geben, von den Rängen auf den Platz – so wie letztes Mal, als die TSG Hoffenheim am Millerntor zu Gast war.
Forza!// Tim
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