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·25. Februar 2025
Wehlend trotz Krawallen: "Sicherheitskonzept hat gegriffen"
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·25. Februar 2025
Auch zu Wochenbeginn stehen sie weiter im Fokus, die Krawalle beim Ostderby zwischen Hansa Rostock und Dynamo Dresden am Samstag. Während der DFB gegen beide ein Ermittlungsverfahren eingeleitet hat, wurde bei der Kogge mit der Aufarbeitung begonnen. Das Sicherheitskonzept habe nach Ansicht von Vorstandschef Jürgen Wehlend trotz der Krawalle gegriffen.
51 Verletzte, demolierte Trennwände und zerstörte Sicherheitsplanen: Das ist die traurige Bilanz der Krawalle am Samstag. In einem Interview mit dem Vereins-TV spricht Vorstandschef Jürgen Wehlend davon, dass der Pyrobeschuss in der Halbzeitpause – etwa 120 Elemente sollen dabei zum Einsatz gekommen sein – durch nichts zu tolerieren sei, "das war pure Gewalt". Nachdem Dynamo-Geschäftsführer Thomas Brendel direkt nach der Partie von einem "Versagen aller Sicherheitsorgane" gesprochen hatte, kommt Wehlend zu einem anderen Ergebnis: "Grundsätzlich, das sage ich, obwohl es vielleicht für den einen oder anderen von seiner subjektiven Wahrnehmung her nicht ganz nachvollziehbar ist, bei dem, was dort passiert ist, hat das Sicherheitskonzept gegriffen."
Konkret seien die Abläufe nach Beginn der Eskalation so umgesetzt worden, wie sie im Vorfeld abgesprochen worden waren. So sei noch Schlimmeres verhindert worden. In der Vorbereitung auf die Partie sei der Kogge von den Sicherheitsbeobachtern des DFB bescheinigt worden, dass alles, und sogar über das eigentlich übliche Maß hinaus, unternommen worden sei – auch mit Blick auf die Sicherheitsvorkehrungen baulicher Art -, um Krawalle zu verhindern.
Gleichwohl räumt der 59-Jährige jedoch ein, dass es mehr Glück als Verstand gewesen sei, dass nicht mehr passiert ist. Auch, dass es aus den Blöcken 8 und 9 zu Übertritten auf die Osttribüne kommen konnte – einige Fans sind von dort über die komplette Tribüne Richtung Gästeblock vorgedrungen und haben auch von dort Pyrotechnik in den Gästeblock geschossen -, war nicht bedacht worden. Wehlend kündigte an, bauliche Maßnahme in Form einer Sektorentrennung prüfen zu wollen, um Übertritte künftig zu verhindern. Zwar sind die Blöcke 8 und 9 bereits durch Trennwände von der Osttribüne getrennt, laut der "Bild" hatten einige Fans diese jedoch per Akkuschrauber kurzerhand demontiert.
Ein vermeintlicher Fan, der über die Osttribüne in Richtung Gästeblock bis zu einer Sicherheitsplane vorgedrungen war, sei Wehlend zufolge bereits am Spieltag festgenommen worden. "Wir haben ihn der Polizei übergeben." Er soll nun einer "gerechten Strafe" zugeführt werden. Konkret muss er mit einem Stadionverbot rechnen, darüber hinaus will Hansa prüfen, inwiefern Regressforderungen und Schadenersatzansprüche möglich sind.
Dass die Polizei während des Pyrobeschusses nicht direkt in die Blöcke gegangen war, begründet Wehlend damit, dass ein solches Vorgehen für eine hohe Anzahl an Verletzten gesorgt hätte. Das Hauptaugenmerk habe darauf gelegen, dass es innerhalb der Pufferzone zu keinem direkten Aufeinandertreffen der Fanlager kommt. Die Aufarbeitung der Vorfälle soll nun zwei bis drei Wochen in Anspruch nehmen, bereits am Montag ist damit begonnen worden, das Videomaterial zu sichten.
Schon bis zum nächsten Risikospiel gegen Energie Cottbus Mitte Mai sollen womöglich erste Maßnahmen getroffen werden. Perspektivisch werde laut Wehlend auch wieder eine Verlegung des Gästeblocks auf den Plan kommen. Dass dieser momentan direkt neben der Südtribüne liegt, hänge mit den Zuwegen hinter dem Stadion zusammen. Durch das momentane Konzept könne eine Fan-Vermischung verhindert werden. Aber auch bauliche Maßnahmen, wie einen kompletten Sichtschutz zwischen Südtribüne und Gästeblock, sollen geprüft werden. Gleichzeitig appelliert Wehlend aber auch an die Fangruppen, die dafür Sorge tragen müssten, dass sich solche Vorkommnisse künftig nicht wiederholen. Bislang haben Appelle dieser Art allerdings nicht gefruchtet.
Als erste Konsequenz wird sich Hansa vorerst nicht mehr an der Forderung der Ost-Klubs, Verbandsstrafen für das Zünden von Pyrotechnik, abzuschaffen, beteiligen. Schließlich habe Hansa mit den Vorfällen am Samstag seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt. Zudem stelle das Abschießen von Pyrotechnik auf Menschen eine rote Line dar, die nicht überschritten werden darf. Die Kogge muss nun mit einer empfindlichen Geldstrafe rechnen. Auch einen Teilausschluss oder ein Geisterspiel hält Wehlend nicht für ausgeschlossen, will aber verhindern, dass es dazu kommt.