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·27. Februar 2023
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Fast vier Wochen nach der Freistellung von Michael Köllner hat am Montag mit Maurizio Jacobacci dessen Nachfolger seine Arbeit bei 1860 München aufgenommen. Auf einer Pressekonferenz erklärte der 60-Jährige am Vormittag, wie er die Löwen wieder in die Spur bringen will.
Auch wenn Jacobacci in Deutschland noch keine Erfahrung vorweisen kann und somit auch mit der 3. Liga bislang keinerlei Berührungspunkte hatte: Warum es bei den Löwen derzeit nicht läuft, hat der Italiener direkt erkannt: "Es ist kein physisches, sondern ein mentales Problem", sagte der 60-Jährige, der sich über Kontakte bei 1860 beworben und Sportchef Günther Gorenzel mit einer "detaillierten Analyse des Vereins, der Mannschaft und der Gegner" beeindruckt hatte. In den nächsten Tagen komme es nun darauf an, "die mentale Müdigkeit aus den Köpfen zu bekommen", Freude reinzubringen und unbelastet in das Spiel gegen Viktoria Köln am kommenden Samstag zu gehen. "Die Spieler brauchen wieder Selbstvertrauen, das ist enorm wichtig. Ich bin hier, um die Spieler besser zu machen."
Jacobacci bezeichnete sich zwar als "Taktik-Freak", will das Team jedoch nicht mit taktischen Dingen überfrachten. "Viele Veränderungen möchte ich nicht machen, damit bei den Spielern kein Wirrwarr in den Köpfen entsteht." Schließlich gehe es darum, die "Köpfe freizubekommen" und "klare Linien" reinzubekommen. "Wer blockiert ist, kann seine Leistung nicht abrufen." Der gebürtige Berner, der sich selbst als "leidenschaftlicher, emotionaler Trainer" beschrieb, will "auf Augenhöhe" mit seinen Spielern agieren. "Ich will nicht, dass sie nur konsumieren. Sie sollen am täglichen Geschäft partizipieren. Es ist wichtig, dass die Spieler verstehen, wieso sie so oder so spielen müssen."
Zudem will er auf "ganz einfache Muster" setzen, gleichzeitig "aber nichts dem Zufall überlassen", sei er doch ein "disziplinierter und akribischer" Übungsleiter. "Erfolg geht nur über Disziplin und Ordnung. Die Spieler müssen wissen, dass wir hier eine Aufgabe haben. Wer sich dieser Aufgabe nicht unterordnet, wird ein Problem mit mir haben. Denn die Spieler haben hier Top-Voraussetzungen und müssen das auch schätzen können." Zudem gebe es in der 3. Liga nur wenige Vereine mit so treuen Fans wie 1860.
Schnellen Offensivfußball können die Fans unter Jacobacci wohl eher nicht erwarten, vielmehr will der 60-Jährige auf eine stabile Defensive setzen. "Das ist die Basis für den Erfolg und gibt Selbstvertrauen und Überzeugung." Bislang musste 1860 in dieser Saison bereits 33 Gegentore hinnehmen, "das sind zu viele", so der neue Löwen-Coach. "Es muss ein Ruck durch die Mannschaft gehen. Denn wenn man hinten stabil steht, dann kann man mutiger auftreten." Dass Sechzig am Freitagabend beim 0:0 in Halle erstmals nach elf Spielen zu Null blieb, schätzt Jacobacci, der die Partie am TV verfolgte. als "wichtig" ein, sagte aber auch: "Im eigenen Ballbesitz sowie in den Umschaltphasen müssen wir besser auftreten. Das hat am Freitag gefehlt."
Ob, sobald die Defensive stabilisiert ist, noch etwas nach oben geht, vermochte Jacobacci trotz eines Rückstands von nur fünf Punkten auf Rang 4 nicht zu prognostizieren: "Ich möchte das Wort Aufstieg momentan nicht in den Mund nehmen, sondern will erstmal die Mannschaft kennenlernen." Das Team verfüge über eine "enorme Qualität", am Ende sei entscheidend: "Wollen wir oder wollen wir nicht?" Für den Ex-Profi war die Antwort klar: "Ich bin stolz, bei 1860 zu sein." Fußball sei für ihn keine Arbeit, sondern eine Passion. "Das erwarte ich auch von den Spielern. Es braucht Freude. Denn wenn man diese Freude auf den Platz bekommt, ist enorm viel möglich. Dann kann man ganz anders auftreten."
Es müsse ein Wir-Gefühl entstehen, auch der Teamspirit müsse noch mehr gelebt werden. Damit will Jacobacci ab sofort beginnen. "Ich freue mich, mit den Spielern heute Nachmittag auf dem Platz zu stehen. Ich denke, das wird eine geile Sache." Ob die Maßnahmen des 60-Jährigen sofort Früchte tragen, wird sich dann am Samstag zeigen.