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·5 September 2025

Chaotisches Ende: Wie ist der Transfersommer der Bayern-Männer zu bewerten?

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Der FC Bayern München hat einen ereignisreichen Sommer hinter sich, der geprägt war von zahlreichen Abgängen, Absagen und Entscheidungen. Miasanrot wirft einen Blick auf das Transferfenster des Rekordmeisters.

Seit dem 1. September ist das Transferfenster in Europas Top-Ligen nach zwei langen Monaten offiziell zu. Das letzte „Here we go“ wurde gesprochen, die letzten Flüge nach Oberpfaffenhofen wurden gebucht und die letzten Ankündingungsvideos der überarbeiteten Social-Media-Crews gedreht.


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Zeit einen Blick auf den Sommer des FC Bayern zu werfen und dem Rekordmeister ein Transfer-Zeugnis auszustellen. Vor allem für Sportvorsand Max Eberl war es ein richtungsweisender Sommer.

Welche Spieler konnte er verpflichten, welche verkaufen? Wie viel Geld hat der Club dabei eingenommen und ausgegeben? Und wie war der Weg dorthin? Gab es ein Konzept?

Miasanrot beantwortet all diese Fragen und vergibt am Ende eine Schulnote.

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Abgänge: Fast 100 Millionen Euro für das Festgeldkonto

Max Eberl hatte von den Bossen einen Sparkurs auferlegt bekommen und musste mit teils hohen Gehältern, die seine Vorgänger verteilt haben, umgehen. Dieser Aufgabe kam der Sportvorstand auch nach, indem er einige Jugendspieler versilberte und mehrere Top-Verdiener von der Gehaltsliste bekam.

Die Verträge von Thomas Müller, Leroy Sané und Eric Dier wurden nämlich nicht verlängert. Auch das Gehalt von João Palhinha wurde durch die Leihe zu Tottenham für die kommende Saison komplett eingespart. Zudem erhielt der Deutsche Meister eine durchaus hohe Leihgebühr von fünf Millionen Euro für den Portugiesen. Die Spurs besitzen zudem eine Kaufoption zwischen 25 und 30 Millionen Euro für den Sechser.

Mathy Tel verließ den Rekordmeister für eine ordentliche Summe von 35 Millionen Euro endgültig gen London und Kingsley Coman wechselte mit einem Jahr Verspätung für 25 Millionen Euro nun doch nach Saudi-Arabien, womit Eberl das Gehalt eines weiteren Top-Verdieners einsparte.

FC Bayern profitiert von Campus-Millionen

Dazu spülten die ehemaligen Campus-Spieler Paul Wanner, Adam Aznou, Frans Krätzig und Gabriel Vidovic knapp 33 Millionen Euro in die Kassen. Auch Sturmtalent Jonah Kusi-Asare gab der FC Bayern am Deadline Day noch für eine stattliche Leihgebühr von vier Millionen Euro an den FC Fulham ab.

Neben zahlreichen Campus-Talenten (z.B. Maurice Krattenmacher) wurden auch Daniel Peretz (ohne Kaufoption) und Bryan Zaragoza (schwer zu erreichende Kaufpflicht) verliehen, auch wenn beide nächsten Sommer vermutlich wieder (für kurze Zeit) nach München zurückkehren werden.

Neben den vom Aufsichtsrat geforderten Gehaltseinsparungen bedeutet das insgesamt knapp 100 Millionen Euro für das Festgeldkonto. Ein Betrag, der durch Bonuszahlungen und das Ziehen von Kaufoptionen sogar noch weiter wachsen kann. Auf der Abgangsseite hat Eberl auf jeden Fall ganze Arbeit geleistet.

Lediglich die Ablöse für Coman fühlt sich beim Blick auf andere Transfers in die Wüste nach „zu wenig“ an. Außerdem könnten die Abgänge von Wanner oder Aznou je nach Entwicklung der beiden in der Zukunft noch anders betrachtet werden. Doch beim FC Bayern hatten sie aus mehreren Gründen ohnehin keine große Chance auf Spielzeit.

Zugänge: Ein Sommer voller Absagen für den FC Bayern

Schwerer tat sich der Sportvorstand auf der Zugangsseite. Nach den beiden starken, (fast) ablösefreien Schnäppchen der beiden Nationalspieler Jonathan Tah und Tom Bischof, sagten dem FC Bayern zahlreiche Wunschspieler im Laufe des Sommers ab. Begonnen hat die Absagenflut bereits Ende Mai trotz intensiver Bemühungen mit dem Korb von Florian Wirtz.

Die nächsten Wochen war es dann die Suche nach einem neuen Linksaußen, der die Transferaktivitäten des Rekordmeisters bestimmte. Auch hier kam der FCB erstmal nicht an seine anvisierten Ziele wie Nico Williams oder Bradley Barcola. Am Ende wurde es der 28-jährige Luis Díaz für stattliche 70 Millionen Euro.

Anschließend sollte noch Nick Woltemade kommen, doch trotz Zusage des Spielers und eines absurd hohen Angebots bekam der Club eine Abfuhr vom VfB Stuttgart. Währenddessen beförderte man – egal ob geplant oder aus der Not heraus – Talent Lennart Karl in den Profikader, der sich in der kommenden Saison beweisen darf.

Dennoch fehlte dem FC Bayern durch die vielen Abgänge noch ein weiterer Offensivspieler. Am Deadline Day kam nach einem irrwitzigen Hin und Her noch Angreifer Nicolas Jackson für 16,5 Millionen Euro Leihgebühr, der als Allrounder die Offensive des Rekordmeisters komplettiert.

FC Bayern: Kader nun jünger und stärker?

Letztendlich kommt der FCB damit auf Ausgaben von knapp 90 Millionen Euro, was sogar einem knapp positiven Transfersaldo entspricht. Auf der Habenseite hat Eberl den Kader des Rekordmeisters also verjüngt und verstärkt, wenn man die Abgänge mit dem jeweiligen Ersatz vergleicht.

Tah ist (ein wenig) jünger und besser als Dier, Jackson stärker und (deutlich) jünger als der aktuelle Müller und Bischof jünger und besser, aber vor allem vom Spielerprofil passender als Palhinha. Dazu hat auch Díaz bereits gezeigt, dass er – trotz mehrerer vergebener Großchancen – torgefährlicher als Coman ist und sich immer wieder in gute Abschlusssituationen bringt. Und die Beförderung Karls zum Kaderspieler hat langfristig die Chance, sich auszuzahlen.

Die Absagen von Wunschspielern wie Wirtz, Williams oder Woltemade lassen den Transfersommer letztendlich schlechter wirken als er ist, denn Eberl hat einige der vorgegebenen Ziele erreicht. Für den kommenden Sommer hat der Sportvorstand zwar noch einige Baustellen, sollte jedoch ebenso genügend Geld zur Verfügung haben, sie anzugehen.

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Wird Luis Díaz zum Chancentod oder zur Top-Verstärkung für den FC Bayern? (Alexander Hassenstein/Getty Images)

Transferstrategie des FC Bayern: Eines Spitzenclubs unwürdig

Doch ob Eberl die kommenden Transferperioden überhaupt noch beim FC Bayern arbeitet, darf durchaus bezweifelt werden. Das Vorgehen des 51-Jährigen im vergangenen Sommer kann nämlich auch kritisch betrachtet werden. Besonders der unglückliche Verlauf um den Coman-Verkauf sticht diesbezüglich hervor. Offenkundig dachte Eberl, er könne mit diesen Einnahmen nochmal losziehen und Verstärkung einkaufen. Dem war allerdings nicht so.

Ein kommunikatives Desaster, das sowohl am Sportvorstand als auch am Aufsichtsrat festzumachen ist. Wie so häufig in den letzten Monaten erscheint (zumindest nach außen) der Prozess hinter bestimmten Entscheidungen einfach schlecht durchdacht. Und das, obwohl viele dieser Entschlüsse sportlich oder wirtschaftlich nachvollziehbar waren.

Beispielsweise ist der Entschluss, nach der Absage von Wunschspielern auf eine Leihe zu setzen, durchaus plausibel. Diesen Entschluss dickköpfig durchsetzen zu wollen und auch noch öffentlich zu verkünden, ist dem Rekordmeister jedoch fast zum Verhängnis geworden.

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Auch der (lange) fehlende Plan B nach den Absagen von Transferzielen spricht nicht unbedingt für ein echtes Konzept oder Weitblick seitens des Rekordmeisters. Als erste Reaktion auf die Wirtz-Absage fiel den Verantwortlichen beispielsweise ein, das eigentlich zurückgezogene Vertragsangebot für Sané noch einmal auf den Tisch zu bringen und den Nationalspieler doch halten zu wollen.

Dass zudem viele Verantwortliche der Bayern abermals mit offensiven Äußerungen über Wunschspieler wie Wirtz oder Woltemade in der Öffentlichkeit auffielen, wirkte sich stets kontraproduktiv auf etwaige Verhandlungen aus oder trieb die geforderten Preise in die Höhe und machte Eberl das Leben schwer. Nicht ohne Grund wirkte der 51-Jährige zum Ende des Transferfenster in Interviews oder auf Pressekonferenzen zunehmend frustriert und genervt.

Selbst ein Rücktritt seitens Eberl stand am Deadline Day für kurze Zeit im Raum. Doch diese Gerüchte wurden nicht bestätigt. Jan-Christian Dreesen stärkte Eberl vor Kurzem bei Sky sogar den Rücken und betonte, dass man gemeinsam beim FC Bayern für dieses Transferfenster stehe, nicht Max Eberl allein. Während des Sommers wirkte es jedoch nicht so, dass innerhalb des Vereins an einem Strang gezogen wird.

Fazit: Transfersommer des FC Bayern insgesamt „befriedigend“

Das Konzept hinter dem Transferfenster kann demnach höchstens als „mangelhaft“ beschrieben werden. Betrachtet man jedoch das reine Endergebnis ohne die zahlreichen Querelen und Probleme, ist der Ausgang des Sommers durchaus zufriedenstellend.

Ein positiver Transfersaldo, das Senken des Gehaltsniveaus und eine Verjüngung sowie Verbesserung des Kaders sprechen mindestens für die Note drei. Selbst für eine „gute“ Bewertung kann man argumentieren, auch wenn die Absagen zahlreicher Wunschspieler dafür doch zu enttäuschend waren und auch der Prozess hinter den Entscheidungen kritisiert werden muss.

Insgesamt kann man also von einem „befriedigendem“ Transferfenster sprechen. Auch die Abonnentinnen und Abonnenten unseres WhatsApp-Kanals stimmen dem im Schnitt zu. Eine entsprechende Umfrage dort führte zu einer Durchschnittsnote von 3,27 für den Transfersommer der Bayern.

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