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·18 November 2025
Mal der Hund, mal der Baum – Nagelsmanns DFB-Team ist eine Wundertüte

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·18 November 2025

Die Flüge zur WM 2026 können endlich gebucht werden. Doch wie gut ist das DFB-Team sieben Monate vor Turnierstart?
Mit dem 6:0 über die Slowakei hat die deutsche Nationalmannschaft die Qualifikation für das Weltturnier in den USA, Mexiko und Kanada eindrucksvoll abgeschlossen. Die Gala gegen passive Slowaken begeisterte, lieferte jedoch in Kombination mit dem biederen Auftritt gegen Luxemburg am Freitag mindestens so viele Fragen wie Antworten.
Betrachtet man die WM-Qualifikation im Ganzen, kommt man nicht um das Prädikat „Durchwachsen“ herum. Der Auftaktniederlage gegen die Slowakei folgte ein mühsames 3:1 gegen Nordirland, ein 4:0 gegen zehn Luxemburger, ein weiterer Arbeitssieg gegen die Briten und nun eben die beiden so unterschiedlichen Siege im November.
Wo die DFB-Elf im Vergleich mit den anderen großen Fußballnationen steht, ist derzeit kaum zu beantworten. Zu den Top-Favoriten auf den WM-Titel zählt Deutschland im kommenden Jahr jedenfalls nicht. Dafür waren die Leistungen in den vergangenen Monaten zu wechselhaft, zudem verfügen Spanien, England und Frankreich über einen viel größeren Pool an Weltklassespielern.
Bundestrainer Julian Nagelsmann kann zwar nun für die WM planen, sein Kader ist jedoch längst nicht so weit entwickelt, wie es sich der Coach nach der Heim-EM gewünscht hatte. Damals hatte der frühere Bayern- und Leipzig-Trainer angekündigt, das Aufgebot nicht runderneuern zu wollen.

Foto: Getty Images
Es folgten jedoch Formschwächen etablierter Profis und Verletzungen, die den Bundestrainer immer wieder zum Umdenken zwangen. Im November standen nur noch acht Akteure im Kader, die schon bei der Euro im eigenen Land zum Team zählten. Eine klare Achse, um die man eine Siegermannschaft aufbauen kann, sucht man vergebens, wenngleich das Slowakei-Spiel gezeigt hat, wie sich Nagelsmann seine erste Elf vorstellt.
Im Tor macht Oliver Baumann seinen Job gut, die Diskussionen um ein Comeback von Manuel Neuer und die Spielpraxis von Marc-Andre ter Stegen werden dennoch anhalten. In der Innenverteidigung haben Jonathan Tah und Nico Schlotterbeck klar die Nase vorn, das Duo aus München und Dortmund harmoniert bereits vielversprechend.
Hinten links ist David Raum gesetzt, auf rechts muss Kapitän Joshua Kimmich mangels Alternativen wohl auch bei der WM in den sauren Apfel beißen und seine Lieblingsposition in der Zentrale anderen überlassen. Teamkollege Aleksandar Pavlovic etwa, der gegen die Slowakei bis zu seiner Auswechslung zur Pause ein großartiges Spiel machte. Auch Angelo Stiller ist weiterhin ein Startelfkandidat, auch wenn der Stuttgarter es zuletzt nicht in den Kader schaffte.
In der Sturmspitze hat sich Nick Woltemade zu einem verlässlichen Goalgetter entwickelt und dürfte vorerst gesetzt sein. Konkurrent Tim Kleindienst muss nach seiner langen Verletzungspause erst wieder in den Rhythmus finden, während Niclas Füllkrug derzeit kein Thema ist.
Hinter dem Stürmer überzeugten gegen die Slowakei Serge Gnabry und Leroy Sané, beide haben jedoch seit Jahren ein Problem mit der Konstanz. Nagelsmann hofft daher darauf, dass die Ausnahmekönner Jamal Musiala und Kai Havertz nach ihren Verletzungen schnell wieder in Tritt kommen.

Foto: Getty Images
Mit Spannung wird zudem die Entwicklung der nächsten Generation an Top-Talenten zu beobachten sein. Said El Mala (19 Jahre, 1. FC Köln) durfte bereits bei Nagelsmann vorspielen, Assan Ouedraogo (19, RB Leipzig) traf sogar bei seinem Debüt. Beiden ist – ebenso wie den Bayern-Juwelen Tom Bischof (20) und Lennart Karl (17) – zuzutrauen, sich bis zur Nominierung im Mai als echte Alternativen zu etablieren.
Geht man das potenzielle Aufgebot der deutschen Mannschaft durch, ergibt sich durchaus ein Kader, der bei einer WM etwas reißen kann. Zwar kommt man nicht an die Klasse der Favoriten ran, mit einem funktionierenden Team-Gefüge und der Dynamik, die bei einem Turnier entstehen kann, ist dem DFB-Team grundsätzlich dennoch einiges zuzutrauen.
Allerdings hat Nagelsmann nur noch die Länderspielpause im März, um seine Wunschelf zu testen. Wenig Zeit, wenn man bedenkt, dass bei etlichen Konkurrenten die Achse der Startaufstellung seit Jahren zusammenspielt. Dazu kommt, dass man auf Verletzungen von Spielern wie Kimmich, Wirtz oder Musiala nicht ohne immensen Qualitätsverlust nachlegen kann. Dass der zweite Anzug nicht immer passt, wurde in der WM-Quali mehrmals deutlich. Weil auch die erste Elf seit der EM immer wieder Durchhänger hatte, geht das DFB-Team als Wundertüte ins WM-Jahr.
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