FC Bayern München
·6 dicembre 2025
Wie ein genialer Taktikzug den FC Bayern zum Sieg beim VfB führte

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·6 dicembre 2025

Auch sechs Wechsel bringen den FC Bayern nicht aus dem Rhythmus, im Gegenteil: Nach einer durchwachsenen ersten Hälfte steigert sich der Tabellenführer im zweiten Durchgang immens und feiert am Ende einen 5:0 (1:0)-Kantersieg beim VfB Stuttgart. Kurios: 30 Minuten reichen dem eingewechselten Harry Kane für einen Dreierpack – dabei traf der englische Nationalstürmer erst zum zweiten Mal als Joker. Damit bleiben die Bayern nicht nur weiter ungeschlagen an der Spitze der Liga, sondern bauen mit dem zwölften Sieg im 13. Spiel und unglaublichen 49:9 Toren den besten Saisonstart einer Mannschaft in der Bundesliga weiter aus.
Der Südschlager war einmal mehr mit ganz besonderer Spannung erwartet worden. Unter der Woche hatte sich nicht nur der FC Bayern bei Union Berlin ins Viertelfinale des DFB-Pokals gekämpft, sondern auch der VfB Stuttgart in Bochum. Es traf damit pures Selbstbewusstsein auf pures Selbstbewusstsein – denn auch in der Bundesliga hatten bislang in dieser Spielrunde lediglich der FC Bayern, Borussia Dortmund und der VfB Stuttgart in jedem Spiel ins gegnerische Tor getroffen. Wobei einzig der Rekordmeister in den vergangenen 20 Ligapartien sogar mindestens doppelt jubeln durfte – das war zuvor nur den Bayern selbst gelungen, 2013/14 unter Pep Guardiola.
Von dieser bayerischen Offensivbrillanz aber wollte sich der VfB nicht einschüchtern lassen, hatte er ja mit Deniz Undav selbst einen Torjäger in den Reihen, der in diesen Wochen sogar VfB-Legende Jürgen Klinsmann historisch verblassen ließ: Im März 1986 hatte der spätere Weltmeister fünfmal in Folge für den VfB getroffen. Undav erzielte sogar die vergangenen sechs Liga-Treffer der Stuttgarter in Folge.
Nicht die besten Vorzeichen also für eine großangelegte Rotation im Bayern-Kader – die Chefcoach Vincent Kompany aber durchzog nach dem kräftezehrenden Pokalkampf am Mittwochabend an der Alten Försterei. Zum zweiten Mal überhaupt startete Jonas Urbig im Bayern-Tor in ein Ligaspiel in dieser Saison – auf der Bank blieb unter anderem Harry Kane. Pikant: Mit Kane in der Startelf ist der FC Bayern seit Beginn der Vorsaison in der Liga ungeschlagen (32 Siege und sieben Remis aus 39 Spielen). Fehlte der Angreifer zum Anpfiff, gab es in vier Spielen sogar zwei Niederlagen.
Nervös startete deshalb aber nicht etwa der neu zusammengestellte FC Bayern, sondern der Gastgeber: Nach nur zwei Minuten sah Innenverteidiger Ameen Al-Dakhil nach ungestümem Einsatz bereits Gelb, nach vier Minuten verlor er als letzter Mann den Ball an Nicolas Jackson, VfB-Schlussmann Alexander Nübel klärte mit Not zur Ecke. Ansonsten setzte der FC Bayern vor allem darauf, dass Urbig aus dem Spielaufbau die pfeilschnellen Angreifer Jackson und Luis Díaz mit scharfen, öffnenden Bällen übers komplette Feld in Sprintduelle schickte. Den dritten starken Pass dieser Sorte stoppte Konrad Laimer ab und schickte Michael Olise auf den Flügel. Dessen Querpass durch die Beine von Maximilian Mittelstädt zurück auf Laimer verwertete dieser brasilianisch mit der Hacke – ebenfalls durch die Beine von Nübel zum frühen 1:0 (11. Minute). Co-Trainer René Marić war sich nach dem Spiel in den sozialen Medien nicht sicher, „ob Zidane der Alpen oder Laimer Yamal“ besser passte. Nach drei Bundesliga-Spielen, in denen die Bayern in Rückstand geraten waren, bedeutete dies endlich mal wieder eine Führung. Für den österreichischen Torschützen eine Bestmarke: Mit seiner fünften direkten Torbeteiligung übertraf er bereits seinen Wert aus der Vorsaison (vier). „Wie wir gespielt haben, mit der Intensität und Energie, das hat Spaß gemacht“, fand Laimer hinterher: „Wir sind sehr hungrig und machen immer weiter.“
Doch anstelle nun weiter Druck zu machen, verlor der FC Bayern erst einmal den Faden, zog sich zurück und agierte zu passiv gegen das aggressive Pressing und Anlaufen des VfB. Die Folge war ein VfB Stuttgart, der immer besser in die Begegnung fand und bis zur Pause fast 70 Prozent Ballbesitzanteile sammelte. Nicht nur das, die Schwaben dominierten, drückten, pressten – und hatten gleich mehrfach Pech im Abschluss. Die Statistik sprach daher zur Pause für Stuttgart mit 9:6 Schüssen und 9:3 Flanken – das einzige Manko war der Abschluss. Zwar traf Nikolas Nartey nach Freistoßflanke ins Tor – jedoch aus knapper Abseitsposition. Und nochmal hatte der VfB den Ausgleich auf dem Fuß gehabt, als Chema Andrés aber daneben zielte.
Es war zu diesem Zeitpunkt eine umkämpfte, zerfahrene Partie mit vielen Nickligkeiten und Spielunterbrechungen, in denen das kampfstarke Stuttgart Vorteile besaß. „Durch die Zweikämpfe haben wir das Momentum verloren“, beklagte auch Bayern-Coach Vincent Kompany. Der FC Bayern hatte in einem Pflichtspiel unter dem Belgier in der ersten Halbzeit nie mehr gegnerische Schüsse zugelassen als diesmal (neun). Der Bayern-Chefcoach ließ seine Angreifer in der Folge etwas defensiver in der Grundformation stehen, was wieder Tiefenräume ermöglichte. Postwendend besaß der FC Bayern durch den sich nun öffnenden Raum wieder mehr Torszenen, riss die Begegnung an sich und ließ mit frischen Kräften den abgekämpften Stuttgartern immer weniger Zugriff: 65:35 war bald das Ballbesitz-Verhältnis zugunsten der Gäste, die sich darüber auch die Spielfreude zurückholten. Hinten hielt Jonas Urbig überragend den ersten, obendrein abgefälschten Schuss aufs Bayern-Tor von Undav (60.) – vorn wechselte Kompany nun die pure Torgewalt ein: „Jedes Mal hatten wir bisher gegen Stuttgart hinten heraus Energieverlust. Daher hatte ich von Beginn an im Kopf, Harry in diese Phase mal reinzuwerfen.“
Binnen 30 Minuten traf jener Harry Kane dreimal: einen Ballgewinn von Aleksandar Pavlović gegen Angelo Stiller setzte der Engländer mit 128 km/h wuchtig und unhaltbar zum 2:0 neben den Pfosten – es war das am härtesten erzielte Tor überhaupt in dieser Saison. „Das ist die spielentscheidende Situation mit dem zweiten Tor“, fand Sebastian Hoeneß, der VfB-Coach: „Da geben wir das Spiel aus der Hand, das war unnötig. Und dann nimmt das Spiel seinen Lauf, wie es gegen die Bayern passieren kann.“ Als nächstes netzte Kane souverän einen Handelfmeter in die Maschen und setzte auch noch den Schlusspunkt, als er eine Hereingabe von Olise in Überzahl zum 5:0 verwertete. „Ich finde, die Jungs haben es in den ersten 60 Minuten großartig gemacht“, lobte Kane die harten Arbeiter aus dem Maschinenraum, die Stuttgart zuvor die Energie gezogen hatten: „Dadurch konnten ich und ein paar andere später reinkommen, die Räume nutzen – und für mich persönlich ist es natürlich schön, dann ein paar Tore zu machen.“
Díaz vergab zudem noch im Eins-gegen-Eins, einen Kane-Versuch kratzte Nübel noch um den Pfosten. Chancenlos war der Keeper gegen Stanišićs Gewaltschuss zum 3:0 – es war erst das zweite Tor des kroatischen Nationalspielers für den FC Bayern im 50. Bundesligaspiel. Deniz Undav war bedient: „Die Bayern haben uns fertig gemacht heute.“ Schöner formulierte es immerhin Sebastian Hoeneß: „Die Bayern sind das Nonplusultra nicht nur in der Bundesliga, gemeinsam mit Arsenal derzeit die beste Mannschaft in Europa“, lobte der VfB-Coach. Der Rekordmeister trifft am Dienstag in der Champions League auf Sporting Lissabon. Mal sehen, mit welchem genialen Kniff diesmal.









































