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·22. Oktober 2025

70 Jahre alter Negativ-Rekord droht: Verschlimmert Frankfurt die Liverpool-Krise?

Artikelbild:70 Jahre alter Negativ-Rekord droht: Verschlimmert Frankfurt die Liverpool-Krise?

Nach einer Saison wie aus einem Guss steht der FC Liverpool vor einem der kritischsten Momente seiner jüngeren Vereinsgeschichte. Sollte das Team von Arne Slot am Mittwochabend in der Champions League gegen Eintracht Frankfurt erneut verlieren, wäre das gleichbedeutend mit der fünften Pflichtspielniederlage in Folge. Es droht ein Negativ-Rekord, der seit 70 Jahren Bestand hat. Zuletzt setzte es 1953 eine solche Pleitenserie. 

Dabei schien der nach der vergangenen Meistersaison vollzogene Umbruch eigentlich zu greifen. Liverpool setzte sich sofort an die Tabellenspitze der Premier League, auch in Pokal und Champions League erledigte das Team seine Pflichtaufgaben. Doch blickt man auf das Zusammenkommen der Ergebnisse, waren viele dieser Erfolge bereits schmeichelhaft. Die knappen Siege gegen Atlético Madrid und den FC Southampton etwa sind weniger das Produkt von Überlegenheit und Dominanz gewesen, sondern vielmehr das Resultat von Spielglück, Last-Minute-Treffern und der individuellen Glanzmomente einzelner Akteure.


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Die vermeintliche Stabilität erwies sich schnell als trügerisch. Nach dem Zittersieg über Southampton folgte der jähe Absturz: Niederlagen gegen Crystal Palace, Galatasaray, Chelsea und zuletzt Manchester United ließen die Stimmung kippen. In der Liga ist Liverpool mittlerweile auf Rang vier abgerutscht, der Rückstand auf Arsenal liegt bei vier Punkten. Die starke Frühform ist verflogen und mit ihr wich das in der letzten Saison errungene Selbstverständnis, Spiele auch in schwierigen Phasen zu drehen.

Liverpool-Krise und die Suche nach Erklärungen

Zur Wahrheit gehört dabei auch: Was die Reds zunächst an Spielglück hatten, ist in den vergangenen Wochen ins Gegenteil umgeschlagen. Vor allem bei der Heimniederlage gegen den Erzrivalen Manchester United ließ man zahlreiche Großchancen ungenutzt, traf gleich dreimal das Aluminium.

Trainer Arne Slot will die aktuelle Lage daher nicht überdramatisieren. „Wenn man bei den drei Spielen, die wir in der Premier League verloren haben, alle Höhepunkte nebeneinanderstellt, würde man sagen, dass es kaum möglich ist zu verlieren“, sagte er gegenüber der BBC. „Wenn wir also weiterhin so spielen wie bisher und ein paar Dinge ein wenig verbessern, gibt es allen Grund zu der Annahme, dass wir wieder Fußballspiele gewinnen werden.“

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Foto: Getty Images

Tatsächlich spiegelt die aktuelle Tabellenposition laut der Statistikplattform Fotmob recht genau das wider, was Liverpool leistungsmäßig verdient hat. Die Nordengländer besäßen rein rechnerisch 14 statt der realen 15 Punkte, liegen mehr oder weniger also im Soll. Der Eindruck einer Krise ist allerdings mehr als das Ergebnis verlorenen Spielglücks. Denn: Die aktuellen Probleme reichen tiefer.

Offensiv-Puzzle ohne Lösung

Besonders auffällig ist, dass die hochkarätigen wie kostspieligen Neuzugänge in der Offensive bislang kaum zünden. Florian Wirtz, für 125 Millionen Euro aus Leverkusen gekommen, wartet weiterhin auf seinen ersten Pflichtspiel-Scorer im Liverpool-Trikot. Zuletzt stand der 22-Jährige zweimal nicht in der Startelf. Slots Verteidigung, wonach sein Schützling nach Einwechslung „wieder viel kreiert“ habe, linderte den Spott in den sozialen Medien nicht.

Und auch Alexander Isak, mit 150 Millionen Euro der teuerste Einkauf des Sommers, sucht nach seiner Form. Der Schwede steht wettbewerbsübergreifend erst bei einem Tor und einer Vorlage. TV-Experte Wayne Rooney forderte in der BBC bereits offen, Isak auf die Bank zu setzen. Hugo Ekitike, für 95 Millionen Euro aus Frankfurt gekommen, kühlte nach starkem Start ebenfalls ab und erzielte in den abgelaufenen fünf Ligapartien nur noch einen Treffer. Auch er musste unlängst gleich zweimal auf die Bank.

Damit stellt sich fast schon zwangsläufig die Frage, ob die Einkaufspolitik des großen Geldes und der großen Namen der richtige Weg war. Alleine das Sturm-Duo bestehend aus Isak und Ekitike kostete satte 245 Millionen Euro. Damit investierte Liverpool in zwei Spielertypen, die im 4-2-3-1-System von Slot Stand jetzt nicht koexistieren können. Der niederländische Trainer hält dennoch an seiner Ausrichtung fest.

Natürlich: Ein Spieler wie Ekitike kann auch auf dem Flügel zum Einsatz kommen und lässt sich ohnehin immer wieder fallen. Bei Eintracht Frankfurt zeigte er seine besten Leistungen allerdings in einem Doppelsturm. Ohnehin scheint Slot auf der linken Offensivseite seinem Landsmann Cody Gakpo zu vertrauen. Daher heißt es aktuell zumeist: Entweder Isak oder Ekitike. Von Isak und Ekitike noch keine Spur.

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Ungewohnte Probleme in der Defensive

Während die Offensive stockt, ist auch die Defensive längst kein Bollwerk mehr. Elf Gegentore in nur acht Ligaspielen – fünf davon nach Standards – sprechen eine deutliche Sprache. Besonders auffällig: Neuzugang Milos Kerkez, für 47 Millionen Euro aus Bournemouth gekommen, ist momentan eher Schwachstelle als Verstärkung. Und auch Kapitän Virgil van Dijk zeigt ungewohnte Unsicherheiten. Die BBC fasste die Situation nach der Derbyniederlage gegen United treffend zusammen: „Für eine Mannschaft, die in der letzten Saison eine ruhige, aber gefährliche Atmosphäre ausstrahlte, strahlt Liverpool nun Chaos und mangelnde Organisation aus, insbesondere in der Defensivarbeit.“

Frankfurt als Wendepunkt?

Jetzt wartet Eintracht Frankfurt. Die Hessen empfangen Liverpool im restlos ausverkauften Deutsche Bank Park und wollen nach der überraschend deutlichen 1:5-Niederlage gegen Atlético zurück in die Spur finden. Bei der SGE wird man sich der historischen Brisanz des Abends bewusst sein und darüber hinaus die Chance riechen, Teil einer ganz besonderen Geschichte zu werden.

Für die Reds dagegen steht weit mehr auf dem Spiel als nur der direkte Einzug ins Achtelfinale. Eine weitere Niederlage würde den schlechtesten Lauf seit 1953 besiegeln. Und damit ein Makel, den niemand an der Merseyside erleben möchte. Arne Slot steht vor der schwierigen Aufgabe, seine Neuzugänge in die Spur zu bringen und gleichzeitig die Balance zu finden, die Liverpool noch vor wenigen Monaten so stark machte.

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