Berke Özer bricht sein Schweigen: Klare Worte zur Nationalmannschafts-Krise und TFF-Erklärung | OneFootball

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·10. Dezember 2025

Berke Özer bricht sein Schweigen: Klare Worte zur Nationalmannschafts-Krise und TFF-Erklärung

Artikelbild:Berke Özer bricht sein Schweigen: Klare Worte zur Nationalmannschafts-Krise und TFF-Erklärung

Berke Özer, der seine Karriere beim französischen Ligue-1-Klub OSC Lille fortsetzt, hat sich erstmals ausführlich zu den Ereignissen rund um seinen Abgang aus dem Trainingslager der türkischen Nationalmannschaft im Oktober geäußert. Im Gespräch mit beIN Sports sprach der 25-jährige Torwart offen über seine Fehler, seine Enttäuschung über die Erklärung des türkischen Fußballverbands und seine unveränderte Verbundenheit zur Nationalelf. „Es ist traurig, in so etwas verwickelt zu sein. Wenn es einen Verlierer gibt, dann bin ich das zu hundert Prozent“, betonte er gleich zu Beginn.

„Ich bin zu 100 Prozent der Verlierer“ – Selbstkritik und Enttäuschung

Rückblickend räumt Berke Özer ein, dass er in der Situation nicht alles richtig gemacht hat, gleichzeitig stört ihn vor allem die Art, wie der Fall öffentlich kommuniziert wurde. „Die Nationalmannschaft ist etwas ganz anderes, wir können sie nicht als Person oder Institution bewerten. Ich stimme zu 100 Prozent zu, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich habe mir das selbst zuzuschreiben“, erklärte er. Besonders getroffen habe ihn jedoch die offizielle Mitteilung des Verbands: „Aber danach gab es eine Erklärung. Eine Erklärung, die ich mein Leben lang nicht akzeptieren und nicht vergessen werde.“


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Der Keeper erinnerte daran, dass er in den Jugend- und U-Auswahlen der Türkei immer als vorbildlich galt: „In den unteren Altersklassen habe ich vielleicht mehr als 100 Spiele für die Nationalmannschaft bestritten. Wer hat bis heute etwas Schlechtes über mich gesagt? Was habe ich jemandem angetan? Ehrlich gesagt hat mich dieses Thema sehr enttäuscht.“ Gleichzeitig verwies er darauf, dass er im Ausland stets zuerst sich selbst, dann sein Land bestmöglich repräsentiere.

Öffentliche Erklärung statt persönliches Gespräch: „Das ist das Einzige, was mich traurig macht“

Besonders schwer wiegt für Berke Özer, dass es aus seiner Sicht vor der TFF-Erklärung kein klärendes persönliches Gespräch gab. „Die Nachricht wurde nicht nur in der Türkei, sondern auch in Frankreich und vielen anderen Ländern verbreitet. Diese Erklärung hat mich in eine schlechte Lage gebracht. Das ist das Einzige, was mich traurig macht“, sagte er. Er habe sich gewünscht, zunächst intern sprechen zu können: „Ich hätte zumindest erwartet, dass man mich zuerst anruft, wir das unter uns klären und ich dann zumindest meinen Fehler einsehen und mich entschuldigen könnte. Es hat mich ehrlich gesagt sehr getroffen, dass diese Erklärung abgegeben wurde, ohne dass zuvor etwas besprochen oder unternommen wurde.“

Trotz allem betont der Torhüter, dass er der Nationalmannschaft nichts nachträgt: „Ich möchte, dass die Nationalmannschaft immer erfolgreich ist. Die Nationalmannschaft verliert nichts, wenn ich nicht dabei bin, aber ich verliere etwas.“ Von seiner Seite aus gebe es „niemals Groll oder Kälte“. Sein Wunsch sei es, die Türkei weiterhin erfolgreich zu sehen und eines Tages wieder ein Teil dieser Mannschaft zu sein.

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„Ich fühlte mich unglücklich und wertlos“ – Özer über seine mentale Lage

Ausführlich schilderte Özer auch die psychische Belastung, unter der er in den vergangenen Monaten stand. „Vor drei Monaten bin ich in ein neues Land gekommen. Ich bin in eine Liga gekommen, in der viel Druck herrscht. Während ich hier versuche, mich zu beweisen, wurde ich in meinem eigenen Land wertlos gemacht“, erklärte er. Genau dieses Gefühl habe zu seiner Reaktion geführt: „Weil ich das so empfand, habe ich so reagiert, aber mit meiner jetzigen mentalen Verfassung würde ich das vielleicht nicht mehr tun, aber unter den damaligen Umständen würde ich es wieder tun.“

Er betonte, dass er vor seiner Entscheidung alle Verantwortlichen und Mitspieler persönlich aufgesucht habe: „Bevor ich das tat, habe ich alle Türen einzeln abgeklappert. Ich bin zu Mert gegangen. Die Torhüter dort sind mir alle überlegen. Selbst meinen engsten Freunden habe ich nichts davon gesagt, dass ich spielen muss.“ Gegenüber Routinier Mert Günok habe er seine Lage offen erklärt: „Mert, bitte versteh mich nicht falsch, es hat nichts mit Dir zu tun. Ich fühle mich psychisch so. Ich fühlte mich unglücklich und wertlos. Ich habe diese Entscheidung getroffen. Bitte versteh mich nicht falsch. Das hat nichts mit Dir zu tun.“

Rückhalt von Cakir und Bayindir – und respektvoller Umgang mit Montella

Im weiteren Verlauf suchte Özer auch das Gespräch mit seinen Torwartkollegen Ugurcan Cakir und Altay Bayindir. „Danach habe ich es auch Ugurcan und Altay erzählt. Sie haben mich unterstützt, aber auch gesagt, dass es nicht richtig ist“, schilderte er. Auch mit Nationaltrainer Vincenzo Montella habe er geredet: „Ich habe auch mit Montella gesprochen. Ich habe ihm gegenüber keine Respektlosigkeit gezeigt, das kann ich gar nicht. Selbst heute kann ich nichts Schlechtes über ihn sagen.“

Seine Entscheidung, das Camp zu verlassen, sei letztlich das Resultat seines inneren Drucks gewesen: „Die Entscheidung, die ich an diesem Tag getroffen habe, hatte mit meiner eigenen Psyche zu tun. Ich habe nicht mit einer so harten und hasserfüllten Erklärung gerechnet. Es gab keinen Streit, keine lauten Stimmen, nichts. Diese Erklärung hat mich sehr traurig gemacht.“

Was der TFF erklärt hatte: Verlassen des Camps ohne Erlaubnis

Auslöser der öffentlichen Debatte war eine Erklärung des türkischen Fußballverbands im Oktober. Darin hieß es, Berke Özer habe das Trainingslager der Nationalmannschaft in Istanbul ohne Erlaubnis verlassen. Wörtlich erklärte der Verband, Özer habe das Camp „aus eigenem Antrieb und ohne die Erlaubnis unseres Trainer- und administrativen Teams verlassen, wobei er als Grund angab, dass er beim gestrigen Spiel zwischen Bulgarien und der Türkei nicht in den Kader aufgenommen worden sei“.

In derselben Mitteilung wurde noch einmal der grundsätzliche Anspruch an das Nationaltrikot betont: Die Verantwortung und der Wert, das Trikot der Nationalmannschaft zu tragen, stünden über allem. Die Türkei-Nationalelf sei ein Ganzes, das unabhängig von einzelnen Personen die Ehre des Landes repräsentiere. Disziplin, Respekt und Teamgeist seien grundlegende Prinzipien, von denen man nicht abweichen werde. Gerade in einer Phase, in der man mit großem Engagement um die WM-Teilnahme kämpfe und der Zusammenhalt auf einem Höhepunkt sei, sei ein solches Verhalten nicht akzeptabel.

Berke Özer kontert in den sozialen Medien

Nach der TFF-Erklärung meldete sich Berke Özer selbst über die sozialen Medien zu Wort und widersprach Teilen der Darstellung. Er schrieb, dass ihm nach Sichtung der Aufstellung klar geworden sei, „wie sinnlos unsere Gespräche der letzten Tage gewesen waren“ und dass die Entscheidungsträger im Team nicht daran interessiert gewesen seien, Leistung oder Spieler zu fördern. Um die Stimmung im Camp nicht zu beschädigen, habe er seine Gedanken nicht vor oder direkt nach dem Spiel, sondern erst nach der Rückkehr nach Istanbul mit dem Trainerstab geteilt.

„Anschließend habe ich das Trainingslager auf eigenen Wunsch und mit Wissen und Zustimmung des Trainer- und Verwaltungsteams verlassen“, betonte er. Seine Entscheidung sei kein Angriff auf Mitspieler und kein Zeichen von Respektlosigkeit gewesen: „Im Gegenteil, ich habe mich immer geehrt gefühlt, Teil einer großartigen Torhüterrotation zu sein, mit der ich seit vielen Jahren zusammenarbeite und auf deren Qualität ich stolz bin.“

„Bereit für jedes Opfer“ – Özer betont Loyalität zur Nationalelf

Abschließend unterstrich Berke Özer in seinem Statement seine grundsätzliche Loyalität zur Türkei-Nationalmannschaft. Er sei bereit, „auch in Zukunft wie bisher alle Opfer für das Trikot mit dem Halbmond und Stern zu bringen“. Als Sportler, der mit Stolz dieses Trikot trage und eine Mannschaft repräsentiere, die unabhängig von Einzelpersonen die Ehre des Landes verkörpere, wünsche er sich vor allem eines: „dass alle Menschen gleich und gerecht behandelt werden“.

Die Bewertung des gesamten Prozesses und des Tons der Verbandsmitteilung überlasse er der Öffentlichkeit. Für ihn selbst bleibt vor allem der Wunsch, eines Tages wieder als Teil der Nationalmannschaft positiv über seine Leistungen statt über Krisen und Erklärungen zu sprechen.

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