Jenas Torhüterin Etzold nach Bayern-Spiel: "Wir haben das Unmögliche möglich gemacht" | OneFootball

Jenas Torhüterin Etzold nach Bayern-Spiel: "Wir haben das Unmögliche möglich gemacht" | OneFootball

In partnership with

Yahoo sports
Icon: DFB-Frauen

DFB-Frauen

·22. September 2025

Jenas Torhüterin Etzold nach Bayern-Spiel: "Wir haben das Unmögliche möglich gemacht"

Artikelbild: Jenas Torhüterin Etzold nach Bayern-Spiel: "Wir haben das Unmögliche möglich gemacht"

Ausgerechnet im Spiel beim Doublesieger FC Bayern München hielt Hannah Etzold, aktuelle Stammtorhüterin des FC Carl Zeiss Jena, erstmals in dieser Saison in der Google Pixel Frauen-Bundesliga ihren Kasten sauber - das 0:0 kam einer kleinen Sensation gleich. Schon am Dienstag (ab 19 Uhr, live bei MagentaSport und DAZN) geht es im Rahmen der ersten Englischen Woche mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Union Berlin weiter. Im DFB.de-Interview spricht die 20 Jahre alte Torfrau mit Mitarbeiter Ralf Debat über den Coup in München, die Perspektiven für den weiteren Saisonverlauf und ihr persönliches Vorbild.

DFB.de: Mit dem 0:0 beim Doublesieger FC Bayern München gelang dem FC Carl Zeiss Jena ein Punktgewinn, mit dem kaum jemand gerechnet hatte. Mal ehrlich: Wie überrascht waren Sie selbst, Frau Etzold?


OneFootball Videos


Hannah Etzold: Ich muss zugeben, dass es auch für mich schwierig war, dieses Ergebnis zu realisieren. Ohne Frage war es ein absolutes Highlight für uns alle. Es hat sich wie ein Sieg angefühlt.

DFB.de: Der FC Bayern München hatte zuvor 15 Ligaspiele in Serie gewonnen. Würden Sie deshalb sogar von einer Sensation sprechen?

Etzold: Ja, ich denke schon. Nachher habe ich gehört, dass Jena seit 2018 keinen Punkt mehr gegen die Bayern geholt hat. Das sagt schon einiges aus.

DFB.de: Was hat aus Ihrer Sicht den Ausschlag dafür gegeben, dass Ihre Mannschaft den hochkarätig besetzten Gegner so gut in Schach halten konnte?

Etzold: Zunächst einmal kam uns entgegen, dass wir nichts zu verlieren hatten und ohne Druck aufspielen konnten. Wir haben dann mit einem kompakten defensiven Block gespielt und dem FC Bayern damit so wenig Räume wie möglich gelassen. So haben wir das Unmögliche am Ende möglich gemacht.

DFB.de: Wie groß war Ihr eigener Anteil am ersten Zu-Null-Spiel in dieser Saison?

Etzold: Ich spreche lieber vom gesamten Team, das einen unglaublichen Job gemacht hat. Unzählige Flanken und Schüsse wurden geblockt. In der einen oder anderen Szene hatten wir sicherlich auch das nötige Quäntchen Glück auf unserer Seite. Unter dem Strich war es eine bärenstarke Leistung aller Spielerinnen. Wenn ich mit der einen oder anderen Parade ebenfalls dazu beitragen konnte, freut mich das sehr.

DFB.de: Es war insgesamt erst Ihr achtes Spiel in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Wie sind die Reaktionen in Ihrem persönlichen Umfeld ausgefallen?

Etzold: Sehr positiv. Es gab zahlreiche Rückmeldungen, Nachrichten und Glückwünsche. So viele waren es wohl zuletzt vor knapp drei Jahren bei meinem Debüt in der Bundesliga.

DFB.de: Für den FCC war es der erste Punktgewinn in dieser Saison. Wie fällt Ihr Zwischenfazit nach drei Duellen mit Topmannschaften der Liga aus?

Etzold: Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert, das macht auf jeden Fall Mut. Gegen Hoffenheim war nur die erste Halbzeit gut, in Wolfsburg haben wir dann schon bis in die Schlussphase an einem Punktgewinn geschnuppert. Jetzt haben wir in München über die gesamte Spielzeit herausragend verteidigt. Das gibt uns definitiv Rückenwind.

DFB.de: Wenn es um Mannschaften geht, die gegen den Abstieg kämpfen müssen, fällt oft der Name FC Carl Zeiss Jena. Stachelt Sie das noch zusätzlich an?

Etzold: Ich lasse solche Einschätzungen von so genannten Experten oder von Medien erst gar nicht an mich heran. Unser klares Ziel ist der Klassenverbleib. Wir alle glauben fest daran, dass wir das schaffen können. Die ersten Spiele gegen drei Spitzenmannschaften haben gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

DFB.de: Mit dem 1. FC Nürnberg hatten Sie in der abgelaufenen Spielzeit den Aufstieg in die Google Pixel Frauen-Bundesliga geschafft, standen auch in 19 von 26 Partien zwischen den Pfosten. Warum haben Sie sich für einen Wechsel nach Jena entschieden?

Etzold: Die Vorstellungen für die neue Saison haben nicht ganz zusammengepasst. Der FC Carl Zeiss Jena hat sich dann sehr um mich bemüht, die Gespräche mit den Verantwortlichen waren sehr gut. Daher bin ich sehr froh, jetzt ein Teil des Vereins zu sein.

DFB.de: War Ihnen klar, dass Sie als Nummer eins in die Saison starten werden?

Etzold: Nein, gar nicht. Wie in jedem anderen Verein haben wir auch hier drei sehr gute Torhüterinnen, die den Konkurrenzkampf aufgenommen haben und sich gegenseitig pushen. Natürlich bin ich ehrgeizig genug, um mich dauerhaft durchsetzen zu wollen. Ich bin dankbar, dass ich das Vertrauen vom Trainerteam bekomme, und werde alles tun, um es auch weiterhin mit guten Leistungen zu rechtfertigen.

DFB.de: Wo sehen Sie Ihre Stärken, in welchen Bereichen können Sie sich noch verbessern?

Etzold: Mich zeichnet unter anderem meine aggressive Spielweise im Raum aus, würde ich sagen. Auch bei Eins-gegen-Eins-Situationen habe ich mich sehr verbessert. In der Spieleröffnung kann ich noch sicherer werden.

DFB.de: Bis zum Frauenbereich haben Sie stets in Juniorenteams gespielt. Wie sehr hat Sie das geprägt?

Etzold: Beim FC Förderkader René Schneider in Rostock wurde ich von meinen Trainern sehr stark gefördert. Sie waren immer wieder bereit, individuell mit mir zu arbeiten und zahllose Einzeltrainingseinheiten zu absolvieren. Davon profitiere ich bis heute. Durch das permanente Training und die Spiele mit den Jungs habe ich mir auch eine körperliche Robustheit und mentale Stärke angeeignet.

DFB.de: Haben Sie als Torhüterin ein Vorbild, an dem Sie sich orientieren?

Etzold: Ich fand die Spielweise und das Auftreten von Kevin Trapp immer sehr interessant und habe seinen Werdegang verfolgt. Da konnte ich mir auch einiges abschauen.

DFB.de: Beim SV Werder Bremen feierten Sie im Spätherbst 2022 Ihr Bundesligadebüt, zuletzt waren Sie für den 1. FC Nürnberg am Ball. Haben Sie sich die Termine für die Duelle mit Ihren früheren Vereinen dick im Kalender angestrichen?

Etzold: Grundsätzlich sind es Spiele wie alle anderen auch, in denen ich mit dem Team erfolgreich sein möchte. Besonders werden die Partien dadurch, dass ich viele bekannte Gesichter wiedersehen und auch zahlreiche Freundinnen treffen werde. Auf dem Platz werden wir dann aber für 90 Minuten Gegnerinnen sein.

DFB.de: Schon am Dienstag geht es für den FC Carl Zeiss Jena mit dem Heimspiel gegen den starken Aufsteiger 1. FC Union Berlin weiter. Was nehmen Sie sich vor?

Etzold: Wir wollen an die Leistung des Bayern-Spiels anknüpfen, defensiv gut stehen und im besten Fall erneut zu Null spielen. Das wäre auf jeden Fall eine sehr gute Voraussetzung, um vielleicht sogar alle drei Punkte bei uns im Paradies zu behalten.

DFB.de: Die Englische Woche ist unter anderem eine Folge der Aufstockung der Google Pixel Frauen-Bundesliga auf 14 Vereine. Wie finden Sie das?

Etzold: Sehr gut. Dass wir als Team jetzt mehr Spiele haben und nicht mehr so viele Pausen, ist eine tolle Sache und auch gut für den Frauenfußball insgesamt. Dazu bieten Abendspiele unter Flutlicht immer eine ganz besondere Atmosphäre.

Impressum des Publishers ansehen