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·12. September 2025

Kimmich-Akademie zeigt die Schwächen des deutschen Nachwuchssystems

Artikelbild:Kimmich-Akademie zeigt die Schwächen des deutschen Nachwuchssystems

Joshua Kimmich macht mit seiner neuen Fußball-Akademie in Rottweil ungewollt deutlich, was im deutschen Nachwuchsfußball schiefläuft. Wenn der Nationalmannschaftskapitän und Bayern-Profi eine eigene Einrichtung gründen muss, damit Kinder zwischen sechs und 14 Jahren in ihrer Heimatregion auf hohem Niveau trainieren können, offenbart das ein strukturelles Problem.

Die Kimmich Academy, die am Sonntag mit 120 Jungen und Mädchen startet, ist keine philanthropische Spielerei eines Millionärs. Sie ist die logische Antwort auf ein System, das Talente zwingt, sich früh zwischen Familie und Fußball zu entscheiden. Der 30-Jährige kennt beide Seiten. Er selbst schaffte es aus dem Schwarzwald über den VfB Stuttgart zum FC Bayern. Doch er weiß auch, wie viele Talente auf diesem Weg verloren gehen. Nicht weil sie nicht gut genug sind, sondern weil sie mit zehn oder elf Jahren nicht bereit sind, ihre Familie zu verlassen.


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Kimmichs Ansatz ermöglicht es diesen Talenten, in ihrer Heimatregion zu bleiben und trotzdem professionell gefördert zu werden. Das ist revolutionär in einem Land, in dem die Nachwuchsleistungszentren der Profivereine als einziger Weg nach oben gelten. Die Akademie positioniert sich bewusst als Ergänzung zum DFB-Talentförderprogramm und setzt dabei auf Wertevermittlung. Kimmich spricht von Mut, Selbstvertrauen und der Angst vor Fehlern, die Kinder verlieren sollen.

Das klingt nach Kalendersprüchen, trifft aber einen wunden Punkt: Der deutsche Nachwuchsfußball produziert seit Jahren technisch versierte, aber charakterlich uniforme Spieler. Die Systemkonformität beginnt früh, wenn Elfjährige in Internaten lernen, dass nur Anpassung zum Erfolg führt. Besonders clever ist Kimmichs Timing. Die Initiative könnte tatsächlich den Druck auf Nachwuchsspieler reduzieren, früh in Leistungszentren zu wechseln. Wenn Kinder sehen, dass es Alternativen gibt, dass man auch über regionale Förderung den Sprung schaffen kann, verändert das die Dynamik.

Plötzlich müssen sich nicht mehr die Familien rechtfertigen, die ihre Kinder nicht mit zwölf nach München oder Dortmund ziehen lassen. Plötzlich müssen die großen Vereine erklären, warum ihre Nachwuchsarbeit alternativlos sein soll. Kimmichs Academy ist mehr als eine Fußballschule. Sie ist ein Statement gegen die Monopolstellung der Leistungszentren und für einen menschlicheren Weg im Nachwuchsfußball. Dass ausgerechnet ein Bayern-Spieler diesen Weg aufzeigt, macht die Botschaft umso kraftvoller. Er zeigt: Es gibt nicht nur einen Weg nach oben. Und manchmal führt der beste Weg nicht über die schnellste Autobahn, sondern über die Landstraßen des Schwarzwalds.

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