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·6. Oktober 2025
Platz sechs! Was ist bloß aus dem Chaos-Klub 1. FC Köln geworden?

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·6. Oktober 2025
Ich weiß nicht ganz genau, wann ich die letzte Kolumne über den 1. FC Köln geschrieben habe. Ich bin mir nur relativ sicher, dass nichts Positives drinstand. Was damit zu tun hat, dass die Performance des FC im Grunde seit Jahrzehnten an die Arbeit von Zugbegleitern erinnert: ein ständiges Wandern zwischen erster und zweiter Klasse.
An was es beim 1. FC Köln nie mangelte: Niederlagen, Not und natürlich Spott. Unvergessen ist der Spruch der inzwischen verstorbenen Trainerlegende Udo Lattek im Jahr 2010: „Im Kölner Stadion ist immer so eine super Stimmung, da stört eigentlich nur die Mannschaft.“
Und jetzt ist plötzlich alles anders, niemand stört mehr beim Aufsteiger. Köln hat sich unter dem neuen Trainer Lukas Kwasniok oben eingenistet. In Zahlen: drei Siege und ein Unentschieden, zehn Punkte, Platz sechs nach sechs Spieltagen.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: in Liga eins. Ich hab‘ extra noch mal nachgeguckt.
Die Begeisterung geht so weit, dass der „Kölner Express“ schon einen Spitznamen für FC-Shootingstar Said El Mala (19) sucht – und Alessio Castro-Montes vom Trainer als „eine Mischung aus Messi und Neymar“ bezeichnet wurde.
Das Lustige daran: Der Neuzugang saß beim 1:0 in Hoffenheim auf der Bank und war davor nicht mal im Kader.
Aber wenn man auf Europapokalkurs ist, stimmt plötzlich alles. Zum 1:0 in Hoffenheim reisten am Freitagabend 10.000 (!) FC-Fans an.
Wie kann es sein, dass der Klub, der immer alles falsch machte und den rund 80 Millionen Euro Schulden drückten, jetzt finanziell (keine Schulden mehr) und sportlich (siehe oben) obenauf ist?
Das hat viel mit zwei guten Personalentscheidungen zu tun. Trainer Kwasniok passt eins A zum FC. Er steht für ungebremste Emotionen, Mut und klare Kante – sowas trifft den kölschen Nerv. „Am Ende sind wie hier in einer Showbranche“, sagte der 44-Jährige beim Amtsantritt.
Und über den ebenfalls nagelneuen FC-Manager Thomas Kessler (39) schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ schon vor sieben Wochen: „Kessler hat dem Aufsteiger aus Köln einen offenkundig vielversprechenden Kader beschert.“ Da war der Mann gerade mal drei Monate im Amt.
Dass die Trainer-Manager-Kombi zusammen nur 83 Jahre alt ist, findet man selten im Bundesligageschäft. Von Kessler-Vorgänger Christian „Le Jahres-Etat c’est moi“ Keller redet jedenfalls niemand mehr.
PS: Ich war neugierig und habe doch noch nachgeschaut, wann ich die letzte FC-Kolumne geschrieben habe: im Januar 2024. Die Überschrift lautete: „Was hat Heidenheim, das Köln nicht hat?“ Antwort damals: Erfolg. Antwort heute: Abstiegsangst.
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