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·4. September 2025
Transferblase platzt nicht – sie wächst nur langsamer

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·4. September 2025
Acht Milliarden Euro für Männer, zehn Millionen für Frauen: Die neuen FIFA-Transferzahlen offenbaren nicht nur Rekorde, sondern vor allem ein System, das seine eigene Logik längst verloren hat. Wenn Uli Hoeneß die Entwicklung als „völlig gaga“ bezeichnet, trifft er einen wunden Punkt, verfehlt aber die eigentliche Diagnose.
Die Männerklubs gaben über acht Milliarden Euro aus, ein Anstieg von 50 Prozent zum Vorjahr. Fast 12.000 internationale Transfers bedeuten 1000 mehr als 2024. Diese Zahlen sind keine Überraschung mehr, sie sind zur Normalität geworden. Das ist das eigentlich Beunruhigende: Niemand wundert sich mehr über Summen, die vor zehn Jahren noch als Science-Fiction gegolten hätten.
Der Frauenfußball feiert derweil seine eigenen Rekorde. Mit zehn Millionen Euro Transfervolumen und einem Plus von 80 Prozent klingt das nach Durchbruch. Doch die Zahl entlarvt sich selbst: Sie entspricht dem, was im Männerfußball in vier Stunden ausgegeben wird. Die 1100 Frauentransfers sind ein Fortschritt, aber sie zeigen auch, wie weit der Weg noch ist.
Was die FIFA-Funktionäre als „Boom“ feiern, ist in Wahrheit eine Umverteilung von unten nach oben. Die großen Ligen saugen die Talente aus kleineren Märkten ab, die Schere zwischen arm und reich wird größer. Die 50-Prozent-Steigerung ist kein Zeichen von Gesundheit, sondern von Fieber.
Das Timing ist kein Zufall. Ein Jahr vor der WM 2026 pumpen Investoren und Staatskonzerne Geld in den Markt, um sich Sichtbarkeit zu kaufen. Die Vereine spielen mit, weil sie müssen. Wer nicht mitzieht, verliert den Anschluss. Es ist ein Wettrüsten ohne Gewinner.
Die wahre Frage lautet nicht, wann diese Blase platzt. Sie lautet: Was passiert mit dem Fußball, wenn sie es nicht tut? Wenn acht Milliarden zur neuen Normalität werden, wenn Vereine ihre Seele für Investoren verkaufen, wenn der Sport zur reinen Unterhaltungsindustrie mutiert?
Hoeneß warnt vor den Konsequenzen, aber er ist Teil des Systems, das er kritisiert. Die Bayern haben diesen Markt mitgeschaffen. Jetzt beklagen sie sich über die Geister, die sie riefen. Das ist nicht gaga. Das ist konsequent.