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·1. Oktober 2025
Ulms Leon Dajaku im Interview: "Will mich neu beweisen"

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·1. Oktober 2025
Mit der U23 des FC Bayern wurde Leon Dajaku in der Saison 2019/20 Drittliga-Meister. Fünf Jahre und viele Profistationen im Ausland später ist der Angreifer zurück in der 3. Liga und spielt nun für den SSV Ulm 1846. Mit liga3-online.de spricht Dajaku über prägende Erfahrungen im Ausland, seine Weiterentwicklung als Fußballer und Person, die Rückkehr nach Deutschland und kommende Aufgaben mit Ulm.
liga3-online: Erst seit rund drei Wochen sind Sie in Ulm – und haben bereits vier Spiele absolviert. Es war ein ereignisreicher Start für Sie, Herr Dajaku!
Leon Dajaku: Das stimmt. Es ging alles sehr schnell zum Start. Vor allem mit den zwei Englischen Wochen im September. Das war tough, aber hat meine Eingewöhnungszeit beschleunigt.
Sie haben sich also schnell zurechtgefunden?
Absolut. Das Team hat es mir aber auch einfach gemacht. Mir wurde hier vom ersten Tag an viel Vertrauen geschenkt und der Verein glaubt an mich. Meine Einsatzzeiten in den ersten Wochen bestätigen das. Insgesamt gibt mir die Anfangszeit in Ulm mit vielen Spielminuten und den ersten Torbeteiligungen ein sehr gutes Gefühl für die kommenden Monate.
Wie bewerten Sie die Ergebnisse der letzten Wochen?
Sie sind aktuell noch etwas schwankend, aber: Man darf nicht vergessen, dass das Team nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga fast runderneuert ist. Ich kam zum Beispiel erst dazu, als die Saison in der 3. Liga schon lief. Es braucht Zeit, bis sich die Mannschaft gefunden hat. Es wird von Tag zu Tag besser und ich bin optimistisch, dass bald mehr Konstanz reinkommt.
Ihr Wechsel nach Ulm war auch die Rückkehr nach Deutschland nach vier Jahren im Ausland. Wieso haben Sie sich dafür entschieden?
Ich wollte unbedingt zurück nach Deutschland, nachdem ich mich zuletzt im Ausland nicht mehr wohl gefühlt habe. Das lag auch daran, dass meine Spielzeit nicht zufriedenstellend war. Umso schöner ist es, dass ich jetzt in der Nähe meiner Heimat spiele.
Zuvor hatten Sie innerhalb von vier Jahren in vier Ländern gespielt – vom AFC Sunderland ging es zum FC St. Gallen, danach spielten Sie für Hajduk Split und zuletzt beim Sharjah FC in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Wie kam es dazu?
Es waren immer Schritte, die ich für den Moment als richtig empfand. Rückblickend waren sicher nicht alle Wechsel gut für mich. Als junger Spieler triffst du manchmal Entscheidungen, die etwas unüberlegt und vielleicht auch unreif sind. Dazu kam: Fast überall gab es viele Trainerwechsel mit ständig neuen Spielideen. So war es für mich schwierig, Fuß zu fassen. Spätestens bei meiner letzten Station bei Sharjah FC habe ich festgestellt, dass ich Struktur brauche. In der Heimat sein und hier mein Selbstvertrauen zurückgewinnen will.
Dennoch gab es sicher einige Highlights im Ausland.
Klar! Der Aufstieg mit Sunderland in die 2. Liga Englands gehört dazu. In Kroatien habe ich bei Hajduk Split mit den Legenden Ivan Rakitic und Ivan Perisic, den ich schon aus unserer gemeinsamen Bayern-Zeit kannte, zusammengespielt. Du nimmst immer etwas Positives mit, schnappst viel auf und lernst ständig dazu. So viele neue Eindrücke zu sammeln, ist speziell als junger Spieler sehr besonders. Das nicht alles so lief, wie ich mir das vorgestellt hatte, gehört leider zum Fußball dazu. Vieles kannst du auch gar nicht selbst beeinflussen.
Zuletzt haben Sie ein paar Monate in den Vereinigten Arabischen Emiraten gespielt. Wie haben Sie die Zeit dort erlebt?
Ich war von der hohen Qualität überrascht. Der Fußball dort war auf keinen Fall schlecht. Aber der Alltag dort war nicht mit dem in Deutschland vergleichbar. Wir haben erst nach 23 Uhr trainiert, als Ramadan war. Um 2 Uhr nachts vom Training nach Hause zu kommen – daran musst du dich erst einmal gewöhnen. Und als wir dann um 18 Uhr trainiert haben, waren es bis zu 45 Grad. Mit der Hitze klarzukommen, ist auch nicht so easy. Außerdem war das Team mitten in der Saison, als ich dazukam. Für mich persönlich war es insgesamt die bisher größte Herausforderung.
Wie haben Sie sich in den Jahren im Ausland entwickelt – als Spieler und Person?
Ich bin ruhiger und klarer im Kopf geworden. Früher war ich jung, wild und impulsiv. Wirkte durch meine Art vielleicht etwas überheblich. Aber dazu möchte ich auch sagen: Manche vergessen, dass der Sport auch von Emotionen lebt. Und dass im größeren Kontext nicht alles so gemeint ist, wie es situativ auf dem Platz aussieht. Nicht nur durch die Erfahrungen im Ausland, sondern auch dank meiner Frau und Tochter habe ich gelernt, besser mit herausfordernden Situationen umzugehen. Entspannter zu sein. Ich bin gereift und weiß jetzt besser, wie ich mit Rückschlägen umgehe.
Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten: Würden Sie den bisherigen Weg noch einmal genauso einschlagen?
Nicht alles, aber vieles würde ich vermutlich genauso machen. Es ist doch so: Auch schlechte Erfahrungen musst du sammeln, um dich weiterzuentwickeln. Und: Lieber du machst diese Erfahrungen als junger Mensch, um noch etwas aus ihnen lernen zu können. Ich bin wirklich dankbar, dass der Weg mich jetzt nach Ulm geführt hat.
Welche Ziele haben Sie in Ulm?
Ich will mich erst einmal neu beweisen und zeigen, dass ich konstant Top-Leistungen abliefern kann. Ich kenne die 3. Liga aus meiner Zeit beim FC Bayern noch sehr gut und weiß, wie schwierig jedes einzelne Spiel ist. Die 3. Liga ist die ekligste Liga, in der ich bisher gespielt habe. Trotzdem glaube ich, dass wir mit Ulm eine sehr gute Rolle spielen können und ich freue mich sehr auf das, was kommt.
Am Mittwochabend ist Schlusslicht Schweinfurt zu Gast. Was erwarten Sie für ein Spiel?
Es wird zwar kein Selbstläufer. Aber natürlich haben wir den Anspruch, das Heimspiel zu gewinnen und den nächsten Schritt in die richtige Richtung zu gehen. Wir wollen sowohl gegen Schweinfurt als auch am Samstag in Ingolstadt punkten, um in der Tabelle weiter zu klettern.
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