Zingler meint es ernst: Abstieg der Männer, würde für Unions Frauen nichts ändern | OneFootball

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·6. September 2025

Zingler meint es ernst: Abstieg der Männer, würde für Unions Frauen nichts ändern

Artikelbild:Zingler meint es ernst: Abstieg der Männer, würde für Unions Frauen nichts ändern

Als ich mir in dieser Woche im Regionalexpress nach Berlin die ausführliche Vorschau auf die neue Saison der Frauen-Bundesliga beim Rasenfunk-Podcast angehört habe, war ich hin- und hergerissen. Denn einerseits freue ich mich sehr darüber, wie positiv Union gesehen wird. Aber andererseits war ich in mir drin etwas misstrauisch. Ich erinnerte mich noch zu gut an den Bundesliga-Aufstieg der Männer, als Union zuerst als der sympathische und knuffige Verein gesehen wurde, bis dann klar wurde, dass man den anderen Teams bares Geld in der Fernsehtabelle oder im Europapokal wegnimmt.

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Wie ernst und nachhaltig verfolgt Union den Weg im Frauenfußball?

Ich habe also überlegt, was dieser Punkt sein könnte, der zu einem Backlash für Union in der Frauen-Bundesliga führen könnte. Und da liegt es auf der Hand, sich zu fragen, wie ernst Union die eigenen Bemühungen meinen wird, sollten die Männer einmal absteigen. Wir kennen das aus vielen Beispielen, dass in Zeiten der Geldknappheit bei den Frauen die Ambitionen plötzlich zurückgestellt werden. Mir fallen viele Beispiele ein, zum Beispiel der Hamburger SV im Jahr 2012Holstein Kiel 2018 oder der MSV Duisburg erst im Jahr 2024.


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Und wir erinnern uns noch, wie 2005 nach dem Doppelabstieg der Union-Männer in die Oberliga alles Geld in das Männerteam gesteckt wurde. Das war strategisch zum Überleben des Vereins wichtig. Aber es war auch ein personeller Kahlschlag in allen Bereichen.

Daran musste ich die ganze Zeit denken, wenn in den Berichten zur neuen Bundesliga-Saison der Union-Frauen nicht nur die sportliche Perspektive nach dem Durchmarsch von der Regionalliga in die  Bundesliga gewürdigt wurde. Sondern meist kam gleich hinterher die Anerkennung dafür, wie ernsthaft Union das Thema Frauenfußball angeht – sei es der Profi-Status der Spielerinnen, die Infrastrukturmaßnahmen wie der Bau des gemeinsamen Trainingszentrums für Männer und Frauen oder das Spielen im selben Stadion wie die Männer.

Zugang Tanja Pawollek mit Trainerin Ailien Poese beim Training, Foto: Matthias Koch

Union wird als Maßstab gesehen. Das mischt die Liga auf, in der sich ein gewisser Trott etabliert hat. Aber Applaus gibt es nicht von allen Seiten. Beispielsweise nicht von Klubs, die Frauenfußball möglicherweise als günstige soziale PR betreiben, aber ernsthafte Investitionen scheuen.

Dirk Zingler zerstreut Zweifel in Tagesspiegel-Interview

Also wie ernst meint Union das? Ich bin sehr froh, dass passend zu der Frage, die ich mir am Dienstag im Zug gestellt habe, Dirk Zingler am Freitag im Tagesspiegel-Interview (Bezahl-Link) die entsprechenden Antworten lieferte. So sagte er: „Selbst wenn die Männer irgendwann in die Zweite Liga absteigen würden, werden die Frauen trotzdem die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt bekommen.“

Union-Präsident Dirk Zingler, Foto: Matthias Koch

Er stellte auch den Zusammenhang zu Union vor 10 oder 20 Jahren her, als es vor allem darum gegangen sei, als Verein im eigenen Stadion spielen zu dürfen und die Männer-Mannschaft in die Bundesliga zu bringen.

Zingler: Frauenfußball wird in Deutschland systematisch kleingehalten

Seine These ist, dass der Frauenfußball in Deutschland systematisch klein gehalten werde, weil dieser sich als eigenes Ökosystem selbst finanzieren solle. Damit kann ich mitgehen, denn ohne signifikante Investments wird es aus meiner Perspektive nie einen größeren Ertrag geben. Ein schlechtes Produkt wird nie attraktiv werden, in dem ich darauf warte, dass sich dieses schlechte Produkt am Markt durchsetzt. Deshalb plädiert Zingler für mehr Investments wie beispielsweise den Umzug der Frauen-Teams von Sportplätzen in Stadien und mehr Mühe bei den Übertragungen (in dem Zusammenhang: die KI-Kamera in der 2. Liga wurde in dieser Saison endlich hinter den Schuppen gebracht).

Wenn es um die angeblich riesigen Investitionen von Union geht, dann hilft es, diese vielleicht in ein Verhältnis zu rücken. Zingler sagt dazu:

„Und dann lese ich, dass wir in diesem Sommer so viel in die Frauenmannschaft investiert haben. Wir investieren wenig. Wir haben in den letzten drei Jahren mehr für Gehälter von Trainern gezahlt, die gar nicht mehr bei uns tätig waren, als für den gesamten Etat der Frauenmannschaft. Im Gegensatz zu vielen Vereinen sehen wir unsere Profimannschaften als eine Abteilung. Es gibt eine Kasse und wir als Verein entscheiden politisch, wofür das Geld ausgegeben wird.“

Ich kann das Interview empfehlen, weil Zingler auch über die Zersplitterung des Spieltages in der Frauen-Bundesliga und die Stadionfragen in Berlin spricht. Er erläutert auch, warum er es richtig findet, dass die Eintrittskarten bei Union im Ligavergleich so viel Geld kosten.

Wir sehen uns hoffentlich am Sonntagabend um 18.30 Uhr im Stadion an der Alten Försterei beim Bundesliga-Debüt von Union gegen Mitaufsteiger 1. FC Nürnberg (Tickets gibt es hier).

Link-Empfehlungen zur Frauen-Bundesliga

Da ich im vergangenen Jahr bis auf Soccerdonna noch nicht so viele Medien kannte, die regelmäßig über die Frauen-Bundesliga berichten (der Kicker hilft in dem Bereich genau so viel wie bei der seriösen Bewertung von Torhüter-Leistungen), habe ich hier eine Liste von Medien, die über die Bundesliga bzw. die Union-Frauen berichten:

Traditionelle Medien:

  1. Tagesspiegel Sportredaktion

Podcasts:

  • Rasenfunk Analyse jedes Spieltags der Frauen-Bundesliga
  • die Union-Frauen werden nicht nur in unserem Podcast begleitet, sondern auch bei Kiek an und Taktik&Suff
  • Nicht so ausführlich wie der Rasenfunk, aber ein kurzer Überblick über das Geschehen gibt es bei Frauen. Fußball. Podcast.
  • Ein Podcast über Geschichten aus der Geschichte des Frauenfußballs in Deutschland und der ganzen Welt gibt es bei Legende verloren

Blogs und Insta-Accounts:

  • 11Frauen und der Insta-Account dazu
  • Instagram-Account @dieLigalebt von der Sportjournalistin Daria Müller
  • Bolztribüne und der Insta-Account dazu
  • Matze Koch hat auch ab und zu Inhalte zu den Union-Frauen auf seinem Insta-Account

https://www.instagram.com/p/DOIgN2CjADI/

Wenn ihr noch Empfehlungen für Medien, Podcasts, Blogs oder Accounts habt, die regelmäßig über die Frauen-Bundesliga bzw. Unions Frauen berichten, schreibt es in die Kommentare.

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