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·11. November 2025
Dursun Özbek zum Wettskandal: Zeitintervall, Gerechtigkeit und Galatasarays Ziele

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·11. November 2025

Der türkische Fußball wird vom größten Wettskandal seiner Geschichte erschüttert: 1024 Fußballer wurden vom Verband im Rahmen einer umfassenden Untersuchung wegen Wettens vorsorglich an den Disziplinarausschuss für Profifußball (PFDK) verwiesen – darunter auch Spieler von Galatasaray wie Eren Elmali und Metehan Baltaci. Auf dem Turkuvaz Media Sports Summit bezog Galatasaray-Präsident Dursun Özbek deutlich Stellung: Er fordert Differenzierung und verweist vor allem auf das Kriterium „Zeitintervall“.
Zu Beginn seiner Aussagen richtete Özbek den Blick auf die sportliche Zukunft und die anstehende Wintertransferperiode. Er machte klar, dass Galatasaray im Titelrennen weiter Vollgas geben werde: „Die Zwischentransferperiode rückt näher, wir werden mit unserem Team tun, was wir brauchen, um unsere Mängel gemeinsam mit unserem Scout-Team zu beheben.“
Das Ziel formulierte er ohne Umschweife: „Dieses Jahr wollen wir die 26. Meisterschaft gewinnen und den türkischen Pokal holen. Wir werden tun, was nötig ist.“ Damit unterstreicht der Präsident, dass der aktuelle Rückschlag in der Liga nichts an der Ambition von Galatasaray ändert, die nationale Dominanz weiter auszubauen.
Natürlich kam auf dem Summit auch die Zukunft von Trainer Okan Buruk zur Sprache. Auf die Frage, ob es bereits einen konkreten Antrag auf Verlängerung oder eine neue Vereinbarung mit dem Coach gebe, reagierte Özbek ausweichend, aber mit einer klaren Botschaft:
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„Okan Buruk und einige Dinge sind zwischen uns. Ich finde es nicht richtig, diese Dinge auszudrücken.“
Damit gibt der Präsident zu verstehen, dass es interne Gespräche und möglicherweise bereits Absprachen gibt – Details will er jedoch im vertraulichen Rahmen halten. Zwischen den Zeilen wird deutlich: Die Achse Buruk–Özbek bleibt zentral, wird aber nicht öffentlich verhandelt.
Großes Thema war selbstverständlich auch die überraschende 0:1-Niederlage gegen Kocaelispor, die Galatasaray die erste Pleite in dieser Trendyol-Süper-Lig-Saison einbrachte. Özbek wollte jedoch keine Panik aufkommen lassen und ordnete das Resultat ein:
Er erinnerte daran, dass der Ligamarathon noch lang sei und formulierte: „Natürlich kann es sein, dass Sie beim Überqueren dieser Straße auf etwas Negativität stoßen. Ich glaube nicht, dass das Ergebnis, das wir diese Woche erzielt haben, uns nachhaltig beeinflussen wird.“
Sein klares Signal an die Fans: „Unser Ziel ist es, diesen Kampf bis Ende Mai fortzusetzen und Galatasaray erneut zum Meister zu machen. Unsere Fans sollten sich nie in das Ergebnis dieser Woche verstricken, es ist ein Verkehrsunfall.“ Für Özbek ist die Niederlage ein Ausrutscher, kein Trend.
Den Kern seiner Aussagen bildete der Wettskandal, bei dem der türkische Fußballverband 1024 Fußballer im Rahmen einer Wettuntersuchung vorsorglich an die PFDK verwies – darunter 27 Spieler aus der Trendyol Süper Lig, 77 aus der Trendyol 1. Lig, 282 aus der Nesine 2. Lig, 629 aus der Nesine 3. Lig sowie weitere Profis.
Özbek betonte zunächst, dass er die grundsätzliche Stoßrichtung des Verbandes unterstütze: Man wolle den türkischen Fußball im Sinne der ethischen Werte säubern und das Image des Sports verbessern. Gleichzeitig warnte er eindringlich davor, alle Fälle über einen Kamm zu scheren.
„Ein Fußballer, der vor vier, fünf Jahren gewettet hat, und ein Fußballer, der vor ein, zwei Wochen gespielt hat, sollten nicht auf die gleiche Skala gesetzt werden.“ Mit diesem Satz macht Özbek deutlich, dass für ihn vor allem der Faktor Zeitintervall eine entscheidende Rolle bei der Strafzumessung spielen muss.
Er führte weiter aus, dass „junge Freunde möglicherweise einen Fehler gemacht haben, ohne zu wissen, was an diesem Tag passiert ist„. Außerdem müsse geprüft werden, ob überhaupt auf den eigenen Wettbewerb gewettet wurde oder etwa auf andere Sportarten wie Volleyball oder Basketball. Özbek stellte klar: „Ich bin sicher, dass der TFF diese Unterscheidung treffen wird.“
Der Präsident von Galatasaray wiederholte mehrfach, dass man im Umgang mit den betroffenen Spielern differenziert vorgehen müsse. Wichtig sei ihm, dass die Maßnahmen des Verbandes nicht pauschal Existenzen zerstören, sondern gerecht und verhältnismäßig ausfallen.
„Unser Ziel ist die Vereinigung des türkischen Fußballs im Rahmen ethischer Werte. Wir respektieren die hier unternommenen Anstrengungen, um das Image des türkischen Fußballs so zu gestalten, wie es sein sollte, und wir unterstützen die Bewegung, den gesamten türkischen Fußball in diesem Sinne zu säubern.“
Im gleichen Atemzug nannte er aber die Bedingungen, die seiner Meinung nach bei der Strafbemessung berücksichtigt werden müssen: „Wir sollten auf das Zeitintervall achten, darauf, wie viele Jahre es zurückliegt und zu welchem Zweck es gespielt wurde. Ich denke, es sollte nach seinen Vorstellungen entschieden werden.“
Damit bringt Özbek eine Linie ins Spiel, die viele Vereine teilen dürften: Ja zur konsequenten Aufarbeitung und Sanktionierung von Manipulation – aber mit Blick auf Alter, Zeitpunkt, Kontext und Lernkurve der Spieler.
Der Rechtsberater des türkischen Fußballverbands hatte im Rahmen der Untersuchung eine Liste von 1024 Spielern erstellt, die wegen Wettens gemäß Artikel 57 der Fußballdisziplinanweisung vorsorglich an den Disziplinarrat verwiesen wurden. Betroffen sind:
27 Spieler aus der Trendyol Süper Lig, 77 aus der Trendyol 1. Lig, 282 aus der Nesine 2. Lig, 629 aus der Nesine 3. Lig sowie insgesamt neun Profispieler aus anderen Profiligen.
Mit dieser Größenordnung ist klar, dass der Skandal nicht nur Einzelfälle betrifft, sondern breite Teile des Profifußballs. Vor diesem Hintergrund gewinnen Stimmen wie die von Dursun Özbek Gewicht, die einerseits die Säuberung des Systems begrüßen, andererseits aber für Feinjustierung und Gerechtigkeit werben.
Für Galatasaray bedeutet die Situation, dass man sportlich wie politisch auf einem schmalen Grat balanciert: Der Klub will Titel gewinnen, den Kader gezielt verstärken und gleichzeitig seine Spieler schützen, ohne sich dem Vorwurf auszusetzen, die Wettproblematik zu verharmlosen.









































