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·10. November 2025
Hilferufe von Ulms Kapitänen: Es ist längst fünf nach zwölf

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·10. November 2025

Er hat es gewaltig in sich, der Brief der beiden Ulm-Kapitäne Johannes Reichert und Christian Ortag an den Aufsichtsrat. Es ist kein gewöhnliches Schreiben, sondern ein Hilferuf. Und zwar einer, wie man ihn im Profifußball nur äußerst selten liest. Wenn erfahrene Führungsspieler den eigenen Verein zum Handeln auffordern, ist klar: Es ist längst fünf nach zwölf. Ein Kommentar.
Was Reichert und Ortag schildern, ist das Bild einer Mannschaft, die am Boden liegt. "Atmosphäre vergiftet", "Vertrauen zerstört", "Spieler am Ende ihrer Kräfte" – deutlicher kann man kaum formulieren, dass etwas grundsätzlich schiefläuft. Wenn zwei Kapitäne den Aufsichtsrat um Hilfe anflehen, ist das nicht illoyal, sondern Ausdruck purer Verzweiflung. Es zeigt, dass intern offenbar kein offener Dialog mehr möglich ist.
Das Schreiben legt schonungslos offen, dass die Ursachen nicht allein auf dem Rasen liegen. Die Verantwortung dafür tragen nicht nur die Spieler, sondern vor allem jene, die das sportliche Umfeld gestalten. Dass Sportdirektor Markus Thiele und Trainer Moritz Glasbrenner zuletzt immer wieder die "fehlende Mentalität" der Mannschaft kritisierten, wirkt im Lichte dieses Schreibens wie eine Selbstanklage. Denn wer ständig nach unten zeigt, verliert irgendwann die Kabine. Eine Mannschaft, die sich vom Verein im Stich gelassen fühlt, kann keine Spiele gewinnen.
Das Schreiben der Kapitäne ist nicht weniger als ein Misstrauensvotum – und zwar aus dem Innersten der Mannschaft. Der Brief ist ein Alarmsignal, das der Aufsichtsrat nicht ignorieren darf. Wegsehen ist keine Option, sondern wäre fahrlässig. Wenn Spieler derart dramatisch um Hilfe bitten, ist es längst fünf nach zwölf. Ein kompletter Neuanfang scheint unausweichlich, wenn der SSV die Chance auf den Klassenerhalt und vor allem auf inneren Zusammenhalt wahren will.
Nach fünf Niederlagen in Folge und einem Rückstand von vier Punkten auf das rettende Ufer bleibt kaum mehr Zeit. Der SSV steht am Scheideweg – und wer jetzt noch zögert, riskiert, dass aus einer sportlichen Krise ein struktureller Kollaps wird. Wenn jetzt keine klaren Entscheidungen fallen, droht all das zu zerbrechen, was sich der Klub in den letzten Jahren mühsam aufgebaut hat.









































